Cover: Integratives Emotionscoaching mit emTrace. Wie emotionale Veränderung wirklich gelingt.
Dirk Eilert

Integratives Emotionscoaching mit emTrace. Wie emotionale Veränderung wirklich gelingt.

Rezension von Jan-Christoph Horn

3 Min.

Möchte hier jemand (s)eine Marke vermarkten? Hat da einer was zusammengesucht und verkauft das als originell? Es gibt solche Fälle. Hier ist es anders. Ein Coaching unter Hinzunahme der in diesem Buch vermittelten Kenntnisse wird ein besseres Coaching sein.

emTrace versteht sich als ein Coaching-Ansatz, der direkt an Emotionen arbeitet. emTrace folgt den Emotionsspuren im Verhalten. Es ermöglicht ein verhaltensanalytisches Coaching, weicher als NLP, demütiger als Psychotherapie, kompetent aufgrund der Umsetzung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse, konzentriert auf Körperreaktionen und ihre Re-Konstruktion im neuronalen System, an qualitativen Wirkfaktoren des Coachings entlang.

Das Buch empfängt mit einem klaren Aufbau. Ein sehr angenehmer Schreibstil und eine gelungene Leserführung laden zur intensiven Lektüre ein. Man liest dann eine profunde und ausführliche Wissensaufbereitung, erhält informative Zusammenfassungen und wird immer wieder zur Bedeutung für die Coaching-Praxis zurückgeführt. So sind die rund 90 Seiten über Aufbau, Funktionsweise und Aktivierungsmöglichkeiten des Gehirns im ersten Hauptkapitel kein verkapptes Biologielehrbuch.

Die Einführung in die Bedeutung von Emotionen im zweiten Hauptkapitel orientiert sich an einem Kategoriesystem und ist deswegen greifbar. Die Emotionalität des Menschen wird – dem Angang des Buches entsprechend – konsequenterweise aus naturwissenschaftlicher Perspektive eingeführt, was die Komplexität der Sache etwas abkürzt. Die anthropologische Perspektive mit ihrem Blick auf das seelische Empfinden des Menschen hätte der Betrachtung noch gut getan. Immerhin sind es Menschen, die ins Coaching kommen, nicht nur Gehirne. Auch hätte etwas zum Umgang mit sich überlagernden oder widersprüchlichen Emotionen gesagt sein können, denn eine Emotion zeigt sich selten allein. Und zumindest der Verweis auf psychische Krankheiten, welche die Emotionalität beeinflussen, hätte gebracht werden müssen. 

Das dritte und umfangreichste Hauptkapitel stellt fünf Wirkfaktoren des Coachings vor. Der Coach soll dadurch als „Wirkungsdirigent“ (S. 197) arbeiten können, der den Coaching-Prozess an Wirkungen entlang orchestriert. Das Kapitel ist reich an Konzepten und Hinweisen für das Coaching. 

Gleiches gilt für das vierte Hauptkapitel, welches methodisch ausgerichtet ist und auch einen kompletten „emTrace“-Coaching-Prozess in seiner Struktur und Methodik aufbereitet. Der Autor lädt dabei ein, zu den vorher gelegten Grundlagen zurückzublättern. Mehr konzeptionelle Tiefe wäre jedoch wünschenswert gewesen. Als Leser erfährt man, wie es funktioniert, aber nicht, was da funktioniert. Auch über Indikationen für einen emTrace-Prozess – wann passt er, wann aber auch nicht – hätte man gerne etwas erfahren.

Bemerkenswert sind die 38 Seiten Literaturverzeichnis, die den wissenschaftlichen Anspruch unterstreichen (wollen). Der Autor bezieht sein Wissen demnach schwerpunktmäßig aus englischsprachiger Literatur der 1980er bis 2010er Jahre.

Fazit: Das Buch ist keine Coaching-Einführung – verspricht dies auch nicht –, sondern fokussiert mit den Emotionen einen wichtigen Aspekt im Coaching. Bei Emotionen haben wir es nicht mit „Gefühlsduselei“ zu tun, sondern mit neurobiologischen Funktionen. Die vorgelegte Weise der Integration für die Beratung mag für einen psychologischen Therapeuten zu wenig differenziert, für einen Supervisor zu wenig reflektiert sein – für einen Coach kann es eine gute Passung sein, die das „weiche“ Themenfeld zugänglich macht. Dass die Fähigkeit, Emotionen im Coaching „lesen“ und auf sie einwirken zu können, in Zukunft bedeutsamer wird, wie der Autor schreibt, ist sicher richtig.

Jan-Christoph Horn

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