„Das einzig Beständige ist der Wandel“ (Heraklit von Ephesus) – was bisher gern als Input für Change-Prozesse und Business-Coachings genutzt wurde, hat mit Corona eine neuartige Tiefe erfahren. Nicht, dass diese 2.500 Jahre alte Weisheit nicht schon vorher bekannt gewesen wäre, aber eben vor allem auf der theoretischen und strategischen Ebene der Wirtschafts- und Arbeitswelt.
Friederike und Thomas Fitzel legen mit ihrem Buch eine verständliche und lebensnahe Einführung in Grundlagen des Change-Managements vor. Im ersten Kapitel gehen sie soziologischen und gesellschaftlichen „Megatrends“ – wie Globalisierung, Digitalisierung, der Frage nach Ressourcen – auf die Spur. In einem zweiten Schritt nähern sie sich dem Begriff des Wandels begrifflich. Kapitel 3 nimmt den Aspekt der Komplexität ins Auge und gleicht diesen mit ausgewählten Modellen ab, bevor sich das vierte Kapitel mit der Frage: „Wie kann Wandel in Ihrem Unternehmen gelingen?“ der Praxis betrieblicher Veränderungsprozesse annimmt. Entlang der „Erfolgsfaktoren“ Kommunikation sowie Führung, Unternehmungskultur, Partizipation und Zeitmanagement werden konkrete Leitfragen für jeden einzelnen dieser Faktoren entworfen und den Lesern zur eigenen Überprüfung dieser Kriterien an die Hand gegeben.
An dieser Stelle – und bevor das bisher Erarbeitete mustergültig klingen könnte –, offenbart der Blick auf „Change Challenges“ (im Kapitel 5) die jahrzehntelange Berufspraxis des Autoren(ehe)paares. Mit der klaren Botschaft: zum Wandel gehören Hindernisse. Den Weg durch diese Hürden bauen sie dem Leser erneut durch Faktoren – und zwar zwei Mal „menschliche Faktoren“: die Führungskraft und die Mitarbeiter. Neben diesen beiden Grundpolen unternehmerischer Change-Prozesse führen Best-Case-Szenarien und (zielführend durch Coaches begleitet) weitere Faktoren – v.a. wirtschaftliche, zeitliche und der Umgang mit Komplexität – zum „Fortschritt durch Kreativität“ (S. 166). Eine kurze Zusammenfassung bringt dem Leser die wichtigsten Kernaussagen durchgängig anschaulich visualisiert (Kapitel 6) sowie mit persönlichem Bezug durch die Führung mit konkreten Leitfragen (Kapitel 7, mit „Ihr persönliches Fazit“ endend) nochmals gebündelt näher.
Obwohl das Buch nach zwei Drittel des Weges die Leser für das Durchhalten lobt (S. 181: „Sie haben es geschafft! Sie haben durchgehalten und dieses Buch bis zum Schluss gelesen …“), wird nun (nach Nach- und Dankwort) ein sehr umfangreicher zweiter Teil (S. 189–277) an das Nachwort angehängt. Die Führungs-Coaches, Trainer und Projektmanager Fitzel und Fitzel geben in den folgenden drei Kapiteln – die als Exkurse überschrieben, dafür aber doch sehr lang geraten sind – inhaltlich fundierte Einblicke in die verwandten Bereiche Positive Psychologie, Projektmanagement, Agilität und hybrides Projektmanagement. Auch hier unterstützen Grafiken und Tabellen den Fließtext. Allerdings wirken 90 Seiten angehängter „Exkurs“ zuweilen eher wie der Beginn eines neuen Buches. Inhaltlich wären von hier ausgehende Rückbezüge zum Hauptteil sinnvoll und leserfreundlich gewesen, ebenso auch eine grafisch unterstrichene Zäsur – z.B. in Form zweier Leerseiten – vor dem langen Exkursteil.
Fazit: Unabhängig von dieser kritischen Beobachtung bekommen die Leser reichlich Anregungen, das eigene „Abenteuer Wandel“ zielgerichtet und mutig anzugehen. Die festgehaltenen Erfahrungen der Autoren in der „Vor-Corona-Zeit“ lassen sich durch eigene Ergänzungen ihrer Leitfragen auch in die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen übertragen – sowohl bei beruflichen wie auch bei privaten Veränderungen!