Cover: Coaching als Führungskompetenz. Konzeptionelle Überlegungen und Modelle.
Stefan Kühl, Andreas Lampert, Erich Schäfer

Coaching als Führungskompetenz. Konzeptionelle Überlegungen und Modelle.

Rezension von Prof. Dr. Frank Strikker

3 Min.

Die drei Autoren Wolfgang Kühl, Andreas Lampert und Erich Schäfer, allesamt sowohl praktizierende Coaches als auch Hochschullehrer an der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena, legen mit „Coaching als Führungskompetenz“ einen Band vor, der den genannten Anspruch einer konzeptionellen Grundlegung für das Format Coaching durch die Führungskraft voll erfüllen kann. Ihre Überlegungen sind eingebettet in die aktuellen Veränderungen in den Erwartungen und Aufgaben von Führung. Ihre zentrale Beobachtung ist, je niedriger die Hierarchiestufen in einer Organisation sind, umso mehr coachen Führungskräfte ihre Mitarbeitenden.

Als Zielgruppe ihrer Veröffentlichung werden alle Personen angesprochen, die sich intensiv und theoretisch anspruchsvoll mit diesem Format beschäftigen wollen. Coaching durch die Führungskraft erfährt eine umfangreiche Begründung, die konzeptionell entwickelt wird. Somit verdeutlichen die Autoren, was sie mit dem neuen Beratungsformat verbinden, wie sie es analytisch entfalten und wie es praktisch umgesetzt werden kann. Damit kann dieser Band als ein Grundlagenwerk beschrieben werden. Neben ethischen Anforderungen an die Aktivitäten einer Führungskraft betonen sie die reflexiven Herausforderungen, ohne die eine Führungskraft nicht professionell als Coach agieren könne.

Der methodische Ansatz der drei Autoren basiert auf systemischem und lösungsorientiertem Coaching, das durch das Modell des TZI (Themenzentrierte Interaktion) erweitert wird. Die Verbindung von Reflexionsanforderung an die Führungskraft und Veränderung bzw. Transformation als Zielsetzung der Organisation mündet bei den Autoren in einer neuen Wortschöpfung: dem Transflexing. Basierend auf qualitativen Interviews erarbeiten sie Transflexing als ein Konzept, das Führungskräften eine Orientierung für ihr Handeln als Coach geben kann.

Auf einer praktischen Ebene differenzieren sie drei Typologien für die Führungskraft: das organisationsorientierte Coaching, bei dem die Führungskraft „ihre Führungsaufgaben unter Zuhilfenahme des Coachings erfüllt“ (S. 122); das passungsorientierte Coaching, „bei dem Coaching sowohl im Interesse des Mitarbeitenden als auch der Organisation liegt“ (S. 112) und das mitarbeiterorientierte Coaching, das sich als Angebot versteht „zur Entfaltung und Entwicklung der Kompetenzen des Mitarbeitenden“ (S. 123). Die verschiedenen Rollen, die eine Führungskraft als Coach in diesen Settings einnimmt, werden differenziert betrachtet. Die Autoren betonen ausdrücklich, dass die Grundlage eines erfolgreichen Coachings in der Haltung der Führungskraft zu finden ist. Neugierde, Offenheit und Wertschätzung charakterisieren sie als zentrale Erfolgsfaktoren.

Im Anschluss an die umfangreichen konzeptionellen Überlegungen werden im zweiten Teil des Bandes ausgewählte Modelle und Beispiele präsentiert. Erfahrene Leser entdecken hier durchaus bekannte Ansätze bei der Hypothesenbildung, der Zielkonkretisierung oder der Bedeutung von Regelkreisen. Da Führungskräfte wenig Zeit und Ressourcen für eine externe Supervision besitzen, ist sehr zu begrüßen, dass die Autoren mit Intervision und Selbst-Coaching zwei Formate erläutern, die es Führungskräften ermöglichen, sich quasi niederschwellig mit ihren Coachingerfahrungen und -fragen zu beschäftigen.

Fazit: Für versierte Coaches, Ausbilder und Studierende ist der Band sicherlich zu empfehlen. Ob sich die als Coach praktizierende Führungskraft ebenfalls angesprochen fühlt, dürfte eher offen bleiben.

Prof. Dr. Frank Strikker

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