Cover: Coaching als Weg. Was möchten Sie Ihren Enkeln einmal erzählen? Übungen für mehr Erfüllung und Intensität. Heidelberg: Achter Verlag.
Thomas Schulte

Coaching als Weg. Was möchten Sie Ihren Enkeln einmal erzählen? Übungen für mehr Erfüllung und Intensität. Heidelberg: Achter Verlag.

Rezension von Anne Rocholl

4 Min.

Der Titel ist Programm: Schulte zeigt seinen Lesern anhand einer Fülle von knappen theoretischen Inputs und praktischen Übungen, wie sie ihre innersten Ziele nutzen können, um sich auf den Weg zu machen. Dabei stellt er bereits in der Einleitung klar, dass Ziele für ihn lediglich "Mittel zum Zweck" sind, von denen wir nicht zu viel erwarten dürfen. Der eigentliche Schatz, den es zu entdecken gilt, ist der Weg an sich, der Veränderungsprozess, den wir in Gang setzen können, wenn wir bereit sind, uns auf die Suche nach uns selbst zu machen.
Der Autor unterscheidet zehn veränderungsrelevante Dimensionen: Selbstbild, Denken, Verhalten, Körper, Sprache, Emotionen, Werte und Entscheidungsfindung, Beziehungen, System oder Umwelt und Spiritualität, denen er jeweils ein Kapitel widmet. Schulte geht davon aus, dass die genannten Dimensionen weitgehend voneinander unabhängig sind und so bauen auch die einzelnen Kapitel nicht aufeinander auf. Der Leser kann zu Beginn mittels eines kurzen Tests herausfinden auf welchen Dimensionen der größte Veränderungsbedarf besteht und seinen Leseplan daran ausrichten.
Um unserem wahren Selbst auf die Spur zu kommen, empfiehlt Schulte eine Zeitreise vorwärts in die ferne Zukunft und zurück in die Vergangenheit. Die Überlegung wie wir unter ganz anderen Umständen als den aktuellen - als Jäger und Sammler oder in einer futuristisch entgrenzten Welt - leben würden, soll unser wahres Selbst in den Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Lebensentwürfe offenbaren. Dies ist nur eine von insgesamt acht Übungen, die den Leser nach jeder der - recht kurz gehaltenen - Ausführungen über die verschiedenen Aspekte unseres Selbst dazu anhalten, selbst aktiv zu werden.
Die den meisten Lesern sicherlich bekannte Schwierigkeit, Verhaltengewohnheiten zu ändern, greift Schulte in einem treffenden Bild auf: Gewohnheiten werden zu Abkürzungen, zu Trampelpfaden, auf denen kein Gras mehr wächst und die, wenn sie sich regenerieren sollen, eine ganze Weile nicht betreten werden sollten, damit sie wieder zuwachsen können. Verhalten zu ändern ist vor allem schwierig, wegen der Verhaltensweisen, die man beenden will und von denen man sich folglich verabschieden muss. Der Autor gesteht seinen Klienten dabei Abschiedsschmerz, Trauer und auch die Angst vor dem, was dann kommt, zu. Damit bringt er etwas zur Sprache, was nur selten in Ratgebern zu finden ist: Auch unerwünschtes Verhalten ist, wenn ich dieses Verhalten gewohnt bin und lange Zeit ausgeführt habe, ein Teil von mir. Selbst Verhaltensweisen, die ich schon längere Zeit negativ beurteile und loswerden möchte, haben mir in bestimmten Situationen und Phasen meines Lebens geholfen und dürfen daher gewürdigt und liebevoll verabschiedet werden.
Etwas abstrakt und schwer zu verstehen sind die im Kapitel "Sprache" dargestellten verschiedenen Gesprächsebenen - ein theoretischer Ausflug, der aus dem Rahmen fällt und wenig konkrete Hilfestellung bietet. Ganz im Gegenteil dazu steht sein pragmatischer Ansatz im Bereich Beziehungen: Hier stellt der Autor zwei Kernfragen: Wo habe ich Probleme und wer könnte mir dabei helfen? Und: Was kann ich selbst bieten, als Austausch für Leistungen, die ich von den Personen meines Netzwerk zu erhalten wünsche? Die zweite Frage wird nur allzu oft vernachlässigt und könnte der Schlüssel zum Erfolg eines wirklich gut funktionierenden Netzwerks sein.
Der Autor formuliert seine Gedanken klar und leicht verständlich. Merksätze, anschauliche Bilder und Beispiele aus seiner Coaching-Praxis machen den Inhalt lebendig und leicht nachvollziehbar. Jedes Kapitel beginnt mit einem Filmzitat, das den kommenden Inhalt treffend zusammenfasst und schließt mit Tipps zu weiterführender Literatur.
Fazit: Die Fülle von Übungen macht das Buch zu einem wahren Trainingshandbuch, bei dem konkretes Erleben und praktische Umsetzung im Vordergrund stehen. Wer aktiv an sich selbst arbeiten möchte, sollte sich "Coaching als Weg" zum Begleiter machen. Leser mit einem großen Bedürfnis nach tiefem Hintergrundwissen und theoretischen Erklärungen sind auf die weiterführende Literatur angewiesen. Die vorgeschlagenen Übungen können mit Sicherheit auch erfahrenen Coachs noch interessante Anregungen liefern.

Anne Rocholl

Berlin
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