Reden (allein) reicht nicht! Interventionen im Coaching müssen auf drei Ebenen ansetzen: der subjektiven Befindlichkeit, dem Verhalten und der Körperlichkeit. Dies haben die Neurowissenschaftler Alica Ryba und Gerhard Roth schon ausführlich und eindrücklich festgestellt. Ellen Flies, (Lehr-)Psychotherapeutin und Coach aus Bonn, beschreibt in ihrem kleinen Büchlein, wie dieser Abschied von der Kopfgeburt (so der Untertitel) gelingen kann. Sie setzt beim Embodiment und den Emotionen an. Damit befindet sie sich in guter Gesellschaft: Schon seit etlichen Jahren erfreut sich beispielsweise das von Maja Storch und Frank Krause entwickelte Zürcher Ressourcen Modell ZRM® wachsender Beliebtheit. Auch hier steht das Embodiment, also der ganzheitliche Ansatz an der Körperlichkeit und den emotionalen Bedürfnissen, im Vordergrund.
Flies baut auf diesem Konzept auf, auch wenn sie es – vermutlich der Kürze des Büchleins geschuldet – nicht weiter ausführt. Neu ist die Integration des Alba EmotingTM, eine emotionsaktivierende Atemtechnik, die Susana Bloch schon in den 1980er Jahren im Rahmen der Schauspielausbildung entwickelte, und die Achtsamkeitsorientierung in der Tradition von Jon Kabat-Zinn (MBSR). Hinzu kommt, ebenfalls über das ZRM® hinausgehend, die Integration des Strategisch-Behavioralen, emotionsaktivierenden Ansatzes in der Tradition des Psychotherapie-Forschers Serge Sulz. Aus diesen Wurzeln hat die Autorin ein praktisches und sehr intensives und wirksames Coaching-Konzept entwickelt: SBEAT®. Sie versteht es als „embodied leadership program“ für Gruppen von Führungskräften.
Im Zentrum steht die sogenannte von Sulz entwickelte Emotionale Überlebensstrategie. Diese Strategie determiniert das individuelle Erleben und Verhalten und erweist sich – oft in Krisensituationen – als einengend und entwicklungshemmend. Sie gilt es daher, durch Achtsamkeit auf den Körper in szenischen Imaginationen zu entdecken und in eine förderliche Lebensstrategie umzuwandeln. Das Vorgehen wechselt zwischen einer starken Emotionsaktivierung und dessen Reflexion und wird im Buch praktisch nachvollziehbar beschrieben: Klären, Präzisieren, Handeln und Verändern. Im Mittelpunkt steht die Arbeit mit dem sogenannten Emotionalen Ressourcen Pool. Es ist ein Netzwerk verschiedener Emotionen, bei dem primäre und sekundäre Emotionen unterschieden werden. Klienten können die Funktion ihrer Emotionen mittels einer Emotionsskulptur studieren. Ebenfalls kann die Funktion der Emotionen mit der Exploration von Werten, im Coaching schon länger etabliert, verbunden werden. All dies wird an einer das Büchlein durchziehenden Fallgeschichte lebendig dargestellt.
Fazit: Ein neuartiger zukunftsträchtiger Ansatz im Coaching, der unbedingt ins Coaching-Repertoire übernommen werden sollte.
Thomas Webers
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