„Weniger ist mehr“ – dieses Mantra kennen nicht nur Pädagogen, auch im alltäglichen beruflichen Leben mit seiner zugenommenen Beschleunigung scheint es ab und an sinnvoll. Womöglich spielt Andreas Steffen mit diesem unbewussten Glaubenssatz, wenn er sein Buch in die Polarität von „Weniger und Mehr“ hineinstellt. Bereits mit dieser Bandbreite erweist er sich als guter Kenner von Change-Prozessen, die in der Regel immer durch diese Polarität gekennzeichnet sind – und dies nicht nur sachlich, sondern vor allem durch emotionale Anteile. Mit dem Haupttitel „Impulse zur eigenen Veränderung“ zielt das Buch daher in die Grundsätzlichkeit von Veränderung und Wandel – beruflich wie privat und sehr persönlich – hinein.
In 34 kleinen, recht übersichtlichen Kapiteln – die (fast) alle mit „Weniger“ beginnen – wird Steffens Ansatz von (Selbst-)Coaching sowie das „Prinzip von Weniger und Mehr“ entfaltet. Wichtige Themen sind dabei z.B.: Klarheit, Bauchgefühl, Flow, Glaubenssätze, Selbstannahme, Loslassen, Trauern, Sinn, Akzeptanz, Achtsamkeit, Entschlusskraft. Steffens These besagt, dass es jedem und jeder möglich ist sich zu verändern. Und: dass Veränderung nicht an einen Ort gebunden ist. Das Entscheidende ist für ihn die Frage der Einstellung, einer Haltung zur Veränderung als inneres Ja zum immer auch möglichen Anderssein.
Der Trainer, Kommunikations- und Unternehmensberater Steffen setzt mit seinen Impulsen dabei gerade nicht an – äußeren – strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen an, sondern vielmehr an der Innenwelt des und der Einzelnen. Denn von ihm und ihr aus muss der erste Schritt – gleichsam das innere „Ja“ – zur Veränderungsbereitschaft erfolgen. Gedanken, Emotionen, neuronale Schleifen und eingespurte Musterzustände sind für die vielen kleinen – unausgesprochenen, aber wirksamen – „Neins“ verantwortlich. Folglich gilt es, an diesen Stellen buchstäblich den Blick zu weiten und neue Perspektiven aufzuzeigen. Hierzu bietet das Buch leicht adaptierbare Tools und authentische Fälle aus der Coaching-Praxis des Autors. Die verwendete Literatur ist am Ende eines jeden einzelnen Kapitels ausgewiesen. Damit fällt dem Leser die Verbindung von Theorie und Praxis entsprechend leicht. Allerdings fällt es sicher nicht jedem leicht, sich an diese Brüche beim Lesen zu gewöhnen.
Die einzelnen Themen des Buches besitzen durch das „Prinzip von Weniger und Mehr“ einen klar erkennbaren Zusammenhang. Stimmige – graphisch ebenso („weniger“) reduzierte Visualisierungen – unterstreichen die Aussagen und Botschaften der einzelnen Kapitel auf leserfreundliche Weise. Das Buch weist einen lockeren, stilistisch agilen Stil auf und vermag es, die Leser mitzunehmen. Störend indes ist die Gliederungslogik: Auch wenn es sich um ein Sachbuch handelt, hätte bei in der Regel zehn Seiten pro Kapitel auf eine Untergliederung bis zum zweiten Unterpunkt (z.B. 25.2.2, obwohl es sich bei diesem Unterkapitel lediglich um zehn Zeilen handelt) verzichtet werden können. Zudem sind 34 Kapitel für unter 300 Seiten Fließtext auch für ein akademisch präzise erstelltes Fachbuch schlichtweg überladen. Im Aufbau hätte dem Buch somit auch insgesamt ein „Weniger ist mehr“ gutgetan. Hilfreich bei einer solchen Fülle an Kapiteln wären z.B. auch einzelne Abschnitte gewesen.
Fazit: Unabhängig vom Kontext der beruflichen oder privaten Veränderung bekommen die Leser reichlich Anregungen, die eigene Herausforderung nach dem „Prinzip von Weniger und Mehr“ zielgerichtet und mutig anzugehen. Diese erstrecken sich von wertvollen Denkanstößen über Fallbeispiele zu Tools für den eigenen Change-Prozess. „Impulse zur eigenen Veränderung“: Das ist für jeden etwas!
Dr. Thomas Hanstein
www.coaching-hanstein.de