Die Autorin Kristina Trautmann ist Gesundheitswissenschaftlerin und Coach. In letzterer Funktion ist sie geübt darin, ihren Klienten Unterstützung hin zu einer inneren Haltung zu geben, die Gesundheit und Gesundwerdung ermöglicht. Dies ist ihrem Buch deutlich anzumerken, das durchgängig als Ansprache an die Lesenden gehalten ist. Trautmann erzielt so beim Lesenden einen persönlichen Bezug zum Thema. Zudem berichtet sie auch immer wieder von ihrer Selbstwahrnehmung und ihrem persönlichen Erleben. Der Sprachduktus vermeidet überflüssige Komplexität und Fachlichkeit, obwohl die Basis ihrer Darstellungen überzeugend hohe Expertise und wissenschaftliche Fundierung beweist.
Nach einer theoretischen Hinführung sowie Hinweisen für die Coaching-Praxis ist der anschließende umfangreichere Teil ihrem Kompetenzmodell gewidmet, das „Zuhause der gesunden Haltung“. Auf jede der hierfür relevanten Teilkompetenzen, die für die gesunde innere Haltung notwendig sind, wird im Weiteren ausführlich eingegangen. Das Fundament des „Zuhauses“ bildet die Gesundheitskompetenz, die Außenwände sind Selbstkompetenz sowie Beziehungs- und Kommunikationskompetenz. Die Stockwerke des Hauses sind dann definiert als Stresskompetenz, Veränderungs- und Führungskompetenz.
Für die Arbeit mit Klienten empfiehlt die Autorin, zunächst ein emotionsgeladenes Haltungsziel zu entwickeln, ein konkretes Ergebnisziel zu definieren und schließlich zu Verhaltenszielen zu kommen. Dies, so Trautmanns Überzeugung, ist der erfolgversprechendste Weg zur Festigung einer gesunden inneren Haltung. Das Buch ist reich an konkreten Verfahrensvorschlägen, etwa zur Nutzung der Stressampel oder zu Reflexionsübungen zu emotionalen Befindlichkeiten. All dies findet sich auch im Download-Material.
Ganz aktuell wird Trautmann, wenn sie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg heranzieht, um zu verdeutlichen, wie wichtig eine fundierte Veränderungskompetenz für die Gesunderhaltung ist: Der Fokus muss auf den individuellen Kontroll- und Einflussmöglichkeiten liegen.
Das „große Feld der gesundheitlichen Führung“ wird relativ kurz abgehandelt. Im Verlauf ihres Lebens machen Menschen von Kindheit an Erfahrung mit Führung, es gibt somit Prägungen aus einer auch berufsunabhängigen Führungsgeschichte. Ein gesunder beruflicher Kontext kann entstehen, wenn ein Vorgesetzter Selbstführung im Sinne von Self-care vorlebt und Mitarbeiterführung (Staff-care) in gesundheitsförderlicher Weise verwirklicht. Trautmann sieht hier einen wesentlichen Arbeitsauftrag für Coaches, denn Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit (und wohl auch Leistungswillen) sowie unternehmerischer Erfolg korrelieren hoch.
Fazit: Ein überaus lesenswertes Buch, ein Leitfaden für alle, die in Beratung, Coaching, Training oder als Lehrende tätig sind. Zum Aspekt der Führungskompetenz wäre eine ausführlichere Abhandlung wünschenswert gewesen.
Dr. Christine Kaul
willkommen@kaul-coaching.de