Cover: Interkulturelles Coaching: Coaching-Tools für 17 Kulturkreise.
Roland Franke, Julia Milner

Interkulturelles Coaching: Coaching-Tools für 17 Kulturkreise.

Rezension von Dr. Christine Kaul

3 Min.

Die Herausgeber legen mit dieser Veröffentlichung ein Buch vor, das den Anspruch hat, einen Beitrag zur Professionalisierung von Coaching zu leisten. Ihr Ziel ist es, Informationen zur Verfügung zu stellen, die allen Coaches, die für Klienten aus unterschiedlichen Kulturkreisen arbeiten, konkrete Hilfestellungen und Denkanstöße bieten.
Den Schwerpunkt legen die Herausgeber auf "kulturspezifisches Coaching", bei dem – wie sie definieren – Coach und Klient nicht der gleichen Kultur angehören. Für den Coach bedeutet dies, seine gesamte Vorgehensweise, Coaching-Strategie und Coaching-Tools dem kulturellen Erwartungshintergrund des Klienten anzupassen. In der vorliegenden Publikation sind die Beitragenden überwiegend dem deutschsprachigen Kulturraum angehörend.
Die Herausgeber haben 17 Autoren gefunden, die sich zu 17 "Kulturkreisen" äußern, indem sie zunächst auf die grundsätzliche Situation des gewählten Landes bzw. Staatengebildes ihrer potenziellen Klienten eingehen. Es folgen Coaching-Tools, mit denen sie erfolgreiche und auch erfolgskritische Erfahrungen gemacht haben. Hilfestellungen, eine zusammenfassende Schau auf ihr kulturspezifisches Coaching und ein ausführliches Autorenporträt runden die Artikel ab.
Die einzelnen Beiträge sind nach immer gleichem Schema aufgebaut, was dem Lesenden den Vergleich erleichtert – auch was die inhaltliche Qualität und fachliche Versiertheit der Autoren anbelangt. Es resultiert ein Wechselbad der Lesegefühle. Einerseits finden sich Artikel, die sich differenziert und kenntnisreich zu dem spezifischen Kulturkreis und der resultierenden Coaching-Haltung äußern, andererseits breiten sich etliche Autoren mit Plattitüden zu Land und Leuten aus.
Die dargestellten Tools sind überwiegend gut einsetzbar und zwar auch im monokulturellen Coaching. Hier erweist sich die Veröffentlichung als durchaus nützlich; viele bekannte Tools werden wieder ins Gedächtnis gerufen und aufgefrischt. Ihre interkulturelle Relevanz ist dabei jedoch meist irrelevant. Als Kompendium von Coaching-Tools hat das Buch also einiges zu bieten, allerdings unabhängig vom interkulturellen Kontext. Die Kulturgebundenheit bestimmter Vorgehensweisen wird oft nicht nachvollziehbar argumentiert; nichts Neues wird geboten. Wer sich mit seiner Klienten-Kultur gut auskennt, findet etwa in Coaching-Tools I-III genügend Material, das er für seinen Zweck modifizieren kann.
Fazit: Wem mit einem oberflächlichen Überblick zu interkulturellen Kautelen des Coaching gedient ist, der hält hier das Buch seiner Wahl in Händen. Wer sich das unbekümmerte Erstaunen über die Vielfalt unserer Welt erhalten hat, wird in diesem Buch eine Bestätigung finden. Als "Praxishandbuch" für interkulturelles Coaching (wie angepriesen) ist es nur eingeschränkt bzw. kaum tauglich. So wird niemand aufgrund der Darstellung angemessen Chinesen, Türken oder Rumänen coachen können.

Dr. Christine Kaul

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