Ausgangspunkt der Entwicklung des lösungsorientierten Ansatzes ist die Familientherapie. Hier suchte man nach Wegen, die Problemfixierung der Klienten zu überwinden. Als Ergebnis arbeiten lösungsorientierte Coaches anstelle des Problems mit dem Menschen. Dabei steht nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft im Fokus der gemeinsamen Arbeit. Der lösungsorientierte Ansatz „[…] ermuntert Coachees, sich den Prozess und die Ergebnisse selbst zuzuschreiben“ (S.29).
Bill O´Connell ist Ausbildungsleiter bei „Focus on Solutions“ und Autor vieler Veröffentlichungen zum lösungsorientierten Ansatz. Stephen Palmer ist u. a. Gründungsdirektor des „Centre for Coaching“ (London), Honorarprofessor für Psychologie an der City University London, Chefredakteur der Zeitschrift „Coaching: An International Journal of Theory, Research and Practice“ sowie Verfasser bzw. Mitherausgeber von mehr als 35 Büchern. Helen Williams arbeitet als diplomierte Coaching-Psychologin und Unternehmensberaterin am „Centre for Coaching“. Sie verfügt über eine langjährige Praxiserfahrung als Beraterin.
Die Veröffentlichung setzt weder Vorkenntnisse über Coaching noch zum lösungsorientierten Ansatz voraus. Folgerichtig beginnen die Ausführungen mit „Was ist Coaching?“. In acht weiteren Kapiteln werden die Inhalte für das lösungsorientierte Coaching dargelegt. Auf einen Überblick folgt das Know -how in Form von lösungsorientierten Fähigkeiten für Coaches. Besonderheiten der Lösungsorientierung im Gruppen- und Team-Coaching, einschließlich dazugehöriger Modelle, sind Inhalt von Abschnitt 6. Fragen zu Professionalität und Ethik sowie zur Integration weiterer Ansätze runden die Thematik in den Kapiteln 7 und 8 ab. Die Praxis wird bereits im Text mit vielen Ausführungen und Beispielen berücksichtigt. Zusätzlich folgen im Kapitel 9 Übungen zum lösungsorientierten Coaching für Einzel- und Gruppen-Coachings sowie für Workshops. Zwei Arbeitsblätter, interessante Internetadressen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis und zudem ein Stichwortverzeichnis komplettieren das Buch.
Der Ratgeber vermittelt eine gute Einführung in die Thematik. Das Buch lebt von einer kurzen theoretischen Grundlage, vielen praktischen Beispielen (häufig auch in Form von Dialogen), Tipps für die Praxis (was vermeiden, was tun) und Hilfen zur Reflexion. Auch Hinweise zu häufigen Fehlern in der Praxis (z.B. Seite 116f.: voreilige Lösungen, zu viel Optimismus, Inflexibilität usw.), sind als hilfreich anzusehen. Positiv fällt auf, dass im Literaturverzeichnis auch deutsche Quellen aufgeführt sind.
Fazit: Das Buch bietet einen guten Überblick über die Thematik des „lösungsorientierten Coachings in der Praxis“. Die praxisorientierte, verständlich geschriebene Einführung zielt eher auf Neulinge im Coaching bzw. im Bereich des lösungsorientierten Coachings sowie Personalverantwortliche und animiert sie zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema. Auch erfahrene Coaches können von den Tipps profitieren und neue Ideen für ihre Coachings finden.
Hans-Jürgen Ramisch