Cover: Mein erstes Mal. Was Coaching alles verändern kann.
Oliver Bartels, Kerstin Wundsam

Mein erstes Mal. Was Coaching alles verändern kann.

Rezension von Dorothee Mennicken

3 Min.

Ein engagiertes Plädoyer für systemisch-konstruktivistisches Coaching - das ist das vorliegende Buch vor allen Dingen. Die beiden Herausgeber, selbst Coaches, sind der Überzeugung: "Coaching ist eine Einstellung, keine Mode. Coaching heißt: modern kommunizieren." Und sie wollen aufzeigen, dass "eine gelungene Form des Coachings auf wenigen, leicht verständlichen Eckpfeilern" beruht.
Nach einer Einleitung beschreibt ein ausführliches Kapitel die Definition von Coaching, wie es die Herausgeber verstehen, in der die innere Haltung im Coaching eine zentrale Rolle spielt. Stark betont wird hier die Notwendigkeit, auf die Lösungskraft des Klienten zu vertrauen und als Coach die Verantwortung für einen gelungenen Prozess bis dahin zu übernehmen. Fünf Praxisbeiträge am Ende dieses Kapitels erläutern anschaulich, wie verschiedene Autoren ihre ersten Schritte als Coach oder zu einer Coaching-Ausbildung hin gemacht haben, welche Erkenntnisse und positiven Erlebnisse sie dabei hatten.
Ein zweites, recht kurzes Kapitel widmet sich der Fokussierung auf die Lösung. Die Herausgeber setzen sich dafür ein, die Phase der Problemorientiertheit kurz zu halten, aber durchaus zum Beziehungsaufbau zu nutzen, den Klienten dann aber dahin zu bringen, ein Ziel zu formulieren, damit seine Gedanken lösungsorientiert werden. Leider fehlen gerade hier die Praxisbeiträge.
Die Auftragsklärung, als eine der bedeutenden Voraussetzungen für einen gelungenen Coaching-Prozess, steht im Mittelpunkt des dritten Kapitels. Sechs Fallen und sechs Erfolgsfaktoren (von ungefragtem Coaching bis zu veränderten Zielen, von Klärung der Erwartungshaltung bis zur Chemie, die stimmen muss) werden hier dargestellt und mit praktischen Beispielen untermauert. Aufschlussreiche Praxisbeiträge von HR-Verantwortlichen schildern die Bedeutung der Auftragsklärung gerade auch dann, wenn man als interner Coach in einem Unternehmen arbeitet.
Im vierten Kapitel wendet sich das Buch den Wegen zur Lösung zu. Hier werden verschienen Werkzeuge und Techniken angesprochen, etwa unterschiedliche Fragetechniken, erprobte Tools, die innere Haltung des Coachs und die Atmosphäre, in der ein Gespräch geführt wird. Die Herausgeber ermutigen zum Ausprobieren, natürlich behutsam und mit Bedacht, und betonen noch einmal die Bedeutung einer klaren und reflektierten Haltung des Coachs.
Der Abschluss eines Coaching-Gespräches ist Gegenstand des letzten Kapitels. Bartels und Wundsam sehen hier die erarbeiteten Inhalte in die Prozessphase "Maßnahmen" münden, die vielfältig sein können. Das hänge sehr vom Klienten ab, seinem Entscheidungstempo, seiner Bereitschaft, kleine oder große Schritte zu machen. Dabei könne es auch immer zu Überraschungen kommen, deshalb bewerten die Herausgeber Ergebnisoffenheit und die Fokussierung auf die Formulierung von Maßnahmen in dieser Phase als ausgesprochen wichtig.
Das Buch verknüpft auf anschauliche Weise Theoriebausteine mit Erlebnissen und Erfahrungswissen und lässt den Leser durch die Praxisbeiträge unmittelbar daran teilhaben. Es ist sehr verständlich geschrieben und bietet vor allem mit seinen Schilderungen aus der Praxis nachdenkenswerte Anregungen für Coaching-Anfänger, aber auch für Coaches, die bereit sind, von anderen Praktikern zu lernen.
Warum das Buch den etwas albernen Titel "Mein erstes Mal" hat und außerdem mit einem, wie ein mit Kinderzeichnungen bekritzelten Schulheft, gestalteten Umschlag versehen ist, erschließt sich auch nach der Lektüre nicht. Einige ärgerliche Rechtschreibfehler (häufig "Sie" statt "sie") können den interessanten Inhalt dankenswerterweise nicht wirklich beschädigen.
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