Cover: Power Up! The Guide to Leadership Coaching with Strengths.
Gene Knott

Power Up! The Guide to Leadership Coaching with Strengths.

Rezension von Michael Tomoff

3 Min.

Die Zahl der Bücher, die den Übertrag der Theorie der Positiven Psychologie in die Coaching-Praxis beschreiben, ist überraschend klein. „Power Up!“ ist mit Gene Knott von einem erfahrenen Führungskräfte-Coach geschrieben, der auf eine mehr als 40-jährige Erfahrung als Psychologe, Berater, Trainer und Coach zurückgreifen kann. Vor allem Coaches, die ihren Beruf in einem organisationalen Kontext ausüben, können viele praktische Impulse aus Knotts Buch mitnehmen.

„Power Up!“ ist ein verständlich geschriebenes und mit eingängigen Beispielen gespicktes Kompendium, das Coaching nicht nur als stärkenorientierten Ansatz näherbringt, sondern auch bessere Ergebnisse für den Austausch zwischen Coach und Klient verspricht. Trotzdem predigt Knott nicht, sondern lädt den Leser dazu ein, verschiedene Blickwinkel einzunehmen, macht dabei aber auch die Verantwortung deutlich, das auszutesten und auszuwählen, was für den Coach am besten passt. Knott erinnert auf sympathische Weise daran, dass die eigene Einstellung des Coachs zum Klienten maßgeblich die Qualität der Arbeit definiert.

Aufgrund Knotts Hintergrund als Organisationsberater stehen Praktiken, Übungen und Beispiele nie für sich, sondern sind fast immer in einen theoretischen Rahmen und erklärende Modelle gebettet, mit Quellen versehen und Referenzen bestückt. Einige theoretische Gerüste sind bewährt und bestehen seit Jahrzehnten, andere wiederum sind frische Erkenntnisse aus der noch jungen Wissenschaft, die aber auch nicht in einschlägigen Büchern der Positiven Psychologie zu finden sind, sondern tatsächlich spezifisch auf den Coaching-Kontext Bezug nehmen.

Das Buch verfügt über einen roten Faden und eine sinnvolle Struktur, die es ermöglichen, sowohl mittendrin einzusteigen, als auch für das gesamte Spektrum der Positiven Psychologie ein besseres Verständnis zu bekommen. Zusammenfassungen, die grafisch in Boxen hervorgehoben werden, wiederholen Schlüsselelemente. Sowohl das bereits angesprochene Mindset („Know Why“), das Skill-Set eines Coachs („Know How and When“) und die Auswahl der über 40 Tools („Know What“) teilen das Buch in übersichtliche Kapitel und sind mit Beispielen garniert (z.B. zur Appreciative Inquiry, dem sozialen Konstruktivismus, Stärkentests oder anderen dem Coaching dienlichen Assessments).

Besonders hervorzuheben ist die enorme Anzahl an Referenzen zu den Größen der Positiven Psychologie aus Wissenschaft und Praxis, die weit über die üblichen Verdächtigen hinausgehen. Das Wissen um deren Vorarbeit zeigt demnach auch Knotts zurückhaltende Einstellung: “[Be clear that no one in the] strengths or positive psychology fields is arguing for an avoidance of weaknesses or disregard of deficits. Rather, the specific approaches to these problem-framed issues are what differ in an asset-based paradigm” (S. 25).

Einziger Malus: Wie am vorherigen Beispiel zu erkennen, nutzt Knott eine für einen Wissenschaftler typische Eloquenz. Nicht immer leichte Kost, was das Lesevergnügen an einigen Stellen erschwert.

Fazit: Ein praxisorientiertes Coaching-Buch, das sowohl Fans als auch Einsteigern der Positiven Psychologie eine große Hilfe sein wird und einige Aha-Erlebnisse parat hält.

Michael Tomoff

Dipl.-Psych.
michael@tomoff.de
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