Cover: Qualitätssicherung im Coaching. Kompetenzen professionell weiterentwickeln
Anne M. Schweppenhäußer

Qualitätssicherung im Coaching. Kompetenzen professionell weiterentwickeln

Rezension von Dr. Christine Kaul

2 Min.

Der Titel des Buches kann leicht in die Irre führen. Dass Qualität hier ausschließlich auf der Basis der Standards der International Coach Federation (ICF) interpretiert wird, ist leider recht kurz und „diskret“ aufgeführt. Nichtsdestotrotz lässt sich das Buch auch von Nicht-ICF-Mitgliedern mit Gewinn lesen. Die Beiträge der zwölf Autorinnen und zwei Autoren – alle ICF-Mitglieder – geben einen fundierten Überblick über die Coaching-Philosophie der ICF und natürlich vor allem Diskussionswürdiges zum Thema Qualität von Coaches.

Zielgruppe der Veröffentlichung sind explizit Fachpersonen (also nicht Klienten), die ihre eigene Kompetenz als Coach weiter entwickeln wollen. Die Basis bilden die 2021 revidierten Kernkompetenzen der ICF. Diese acht Kernkompetenzen sind auch Grundlage für das elaborierte Zertifizierungssystem mit den drei Qualifikationsstufen Associate Certified Coach, Professional CC und Master CC.

Die zwei wichtigsten Kernkompetenzen beschreiben, was in idealtypischer Weise einen Qualitäts-Coach ausmacht. Es handelt sich hierbei nicht um beobachtbares Verhalten, sondern Einstellungen, Werte, Eigenschaften wie etwa Einfühlungsvermögen. Es folgen die Aspekte, die die Beziehungsgestaltung betreffen, effektives Kommunizieren und letztlich Unterstützungsaktivitäten für das Lernen und die Entwicklung des Klienten.

Vertiefend gehen die Beiträge auf verschiedene Aspekte wirkungsvollen Coachings ein. So werden als Zeichen meisterhaften Coachings der Umgang mit Emotionalität beleuchtet, die Kunst aktiven Zuhörens oder sehr viel grundlegender zwei Säulen der Professionalität: Ethik sowie Wert- und Lebenshaltung.

Anspruch des ICF-Systems ist es, ein weltweit einheitliches Qualitätsverständnis der Profession Coach zu etablieren mit dem Ziel, diese Dienstleistung auf höchstem Niveau umzusetzen. Hierbei beziehen sich die Autoren und Autorinnen allerdings stark auf US-amerikanische Coaching-Literatur und geübte Praxis. Die weitreichenden und wirksamen Qualitätssicherungspraktiken im europäischen bzw. deutschsprachigen Raum kommen hingegen zu kurz.

Trotz aller Bemühungen um Qualitätssteigerung liefern die vorgestellten Ergebnisse, was die Evaluation von Coaching-Prozessen anbelangt, wenig Neues: Noch immer bezieht man sich auf das Evaluierungsmodell Kirkpatricks aus dem Jahr 1975.

Fazit: Lesenswert mit zahlreichen Denkanstößen; aber vieles, was schon oft dargestellt, besprochen und gelesen vorliegt, wird als neuer Denkansatz postuliert. Das Buch eignet sich dennoch gut als Gesprächsbasis in kollegialen Supervisionsgruppen.

Dr. Christine Kaul

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