Es fällt schwer, von diesem Buch nicht begeistert zu sein. Der Olympiasieger und Weltrekordschwimmer vermittelt hier seine Strategien, Denkmodelle und Vorgehensweisen, die ihn zum Erfolg nicht nur im Sport, sondern auch im späteren Beruf geführt haben. Eine überwältigende Fülle wird dem Lesenden geboten – eine Fülle, die schon in der Typographie und im Layout des Buches zum Ausdruck kommt: Die kleine Schrift, zweispaltig gesetzt, auf knapp 300 Seiten verlangen vom Lesenden Eintauchen in Groß´sche Grundtugenden des Erfolgs, nämlich Disziplin und Durchhaltevermögen. Glücklicherweise ist der Text strukturiert durch Impulsfragen, Grundsatz-Statements, aufmunternde Überschriften, Grafiken und viele Beispiele in abgesetzten Kästen.
Groß gliedert seine Darstellung in drei Teile. Im ersten und umfangreichsten Teil stellt er die Grundlagen seines Verständnisses von Selbst-Coaching dar, erläutert den Aufbau seiner Idee eines „Zielhauses“ durch Selbstanalyse.
Praxisnah (und mit großer Offenheit für den persönlichen Weg des Autors) und an konkreten erfolgskritischen beruflichen Situationen orientiert ist der zweite Teil gestaltet. So wird etwa eine berufliche Fragestellung umschrieben mit „So geht das nicht weiter“ und beschrieben wird der mögliche Ausweg aus der Karriere-Sackgasse. Hierbei kommt das „kleine ABC“ der Alltagsereignisse zum Einsatz: Analyse, Bewertung und (Selbst-)Coaching.
Der kürzeste, dritte Buchteil ist der Selbstanalyse und den Maßnahmen zur Weiterentwicklung gewidmet. Hier findet sich ein umfangreicher Fragebogen mit Auswertung – nicht wissenschaftlich evaluiert, wie Groß betont, sondern entstanden aus einer Kombination von bewährten Methoden, Instrumenten und Erfahrungen des Autors aus seiner Praxis als Coach.
Zuletzt gibt Groß Empfehlungen für die Auswahl eines Coachs – falls es mit dem Selbst-Coaching doch nicht so klappen sollte.
Ermutigend und ermüdend – beides lässt sich von der Lektüre sagen. Groß spricht seine Leser direkt und persönlich an – man merkt: der Autor hat ein tiefes Verständnis für die Chancen und Hindernisse des äußeren Umfeldes und intrapsychischen „Wenns und Abers“ auf dem Weg zum persönlichen Erfolg. Ermüdend hingegen sind die doch erheblichen inhaltlichen Redundanzen und ein Effekt, der sich wohl automatisch einstellt, wenn Autoren sich selbst zum Exempel nehmen: Der Lesende empfindet dies zunehmend als unerfreuliche Selbstgefälligkeit.
Fazit: Berufliche Herausforderungen, beginnend von der Berufswahl, über Alltagsroutine, Unter- oder Überforderung und Veränderungen der Unternehmensumwelt – Menschen, die sich in solchen Kontexten finden, werden in Michael Groß‘ Buch überreichlich Anregungen gegeben, wie sie diese Situation für die persönliche Weiterentwicklung nutzen können.