Cover: Beratung ohne Ratschlag. Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen. Wien: Institut für systemisches Coaching und Training.
Sonja Radatz

Beratung ohne Ratschlag. Systemisches Coaching für Führungskräfte und BeraterInnen. Wien: Institut für systemisches Coaching und Training.

Rezension von Dr. Christopher Rauen

2 Min.

Auf der Basis eines systemisch-konstruktivistischen Ansatzes erklärt die Autorin ihr Beratungsmodell ausführlich und leicht verständlich lesbar. Allen Beratern, die es schon immer geahnt haben, wird auf S. 41 bestätigt, dass Menschen nicht gezielt in eine bestimmte Richtung geändert werden können. Man kann zwar nicht nicht-intervenieren, aber die Folgen einer Intervention sind nie genau vorhersagbar. Ist Beratung daher überflüssig? Auf der Basis des von Radatz vorgestellten Ansatzes nicht, denn die bessere Alternative lautet "Lernen ermöglichen", statt "Lehren" oder "Ratschläge geben". Der Coach hilft seinem Klienten, seine Wahrnehmung zu verändern, der Klient lernt, Dinge neu zu beschreiben, zu erklären und zu bewerten.
Schwerpunkt im Modell von Radatz ist daher nicht das Lösen der Probleme des Klienten (strenggenommen kann dieser nicht einmal verstanden werden), sondern eine Prozessberatung des Klienten mit dem Ziel, dass dieser für sich selbst eine Lösung findet und umsetzt. Getreu nach Steve de Shazer wird dem Berater daher nahegelegt "Wer eine Hypothese hat, sollte 2 Aspirin nehmen, sich in eine Ecke setzen und warten, bis der Anfall vorüber ist" (S. 55).
Neben der sehr gut verständlichen Einführung in die für das Coaching relevanten systemisch-konstruktivischen Grundlagen - sie alleine würde das Buch für entsprechend Interessierte lesenswert machen - hat das Buch aber noch mehr zu bieten: Es hilft praxisnah bei der Gestaltung des gesamten Coaching-Prozesses wie auch bei systemischen Coaching-Gesprächen, die zusätzlich anhand bespielhafter Dialoge erklärt werden. Die zahlreich dargestellten Fragemethoden und eine Fülle von praxisnahen Coaching-Konzepten geben all denen konkrete Unterstützung, die ihr methodisches Werkzeug als Berater erweitern möchten. Dabei werden nicht nur die Methoden, sondern auch ihre Rahmenbedingungen erklärt. Den Abschluss des Werkes bildet ein kurzes aber klar strukturiertes Kapitel über "Eigencoaching" (Selbst-Coaching), das zur Selbsthilfe anregen soll.
Fazit: Wer sich mit der systemisch-konstruktivistischen Beratungsidee praktisch beschäftigen will, findet in dem Buch eine außerordentliche Fülle an verständlichen Konzepten und fundierten Methoden. Das Werk ist gut lesbar, ohne dabei trivial zu werden und somit eine klare Kaufempfehlung für alle, die systemische Ideen und Methoden in ihre Beratungsarbeit integrieren wollen.
Christopher Rauen


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