Cover: Coachende Gesprächsführung. In sechs Schritten vom Problem zur Lösung.
Huub Buijssen

Coachende Gesprächsführung. In sechs Schritten vom Problem zur Lösung.

Rezension von Jan-Christoph Horn

3 Min.

Wer sucht sie nicht – die ultimative Methode für gelingendes Coaching? Das Buch „Coachende Gesprächsführung. In sechs Schritten vom Problem zur Lösung“ reiht sich in den Reigen von Veröffentlichungen ein, die versprechen, einen solchen Weg aufzuzeigen. Mit Durchsicht des Buches zeigt sich dabei, dass wo Licht auch Schatten ist – aber wo Schatten ist auch Licht.

Autor Huub Buijssen, Jahrgang 1953, ist Psychogerontologe in den Niederlanden. Er hat zu Themen seines Fachgebiets – Demenz, Alzheimer – aber auch zu Depression und Paarbeziehung publiziert. In seiner Arbeit in der Altenfürsorge, so schreibt Bujissen, entstand die in diesem Buch vorgestellte Methode.

Das Buch ist im Grunde eine Einführung in lösungszentrierte Gesprächsführung. Und dabei kein schlechter Begleiter. Im Mittelpunkt stehen die sechs titelgebenden Schritte (Bericht > Problem > Gefühl > Lösung > Erreichbarkeit > Umsetzung), die nach einer ersten Einführung in darauffolgenden vier „Leveln“ vertiefend eingeübt werden (z.B. „Reagieren auf die Eröffnungsfragen der sechs Schritte“ und „Die ideale prägnante Problembeschreibung“).

In der Konkretion liegt die Qualität des Buches. Die plausiblen Praxisbeispiele und profundes Fachwissen über personenzentrierte Kommunikation sind erhellend. Der Schriftsprache ist gut zu folgen. Das Layout mit herausgehobenen Merksätzen, Zitaten und gelungenen Illustrationen, die den Inhalt noch mal als Bildimpuls einspeisen, ist hilfreich. Insgesamt ist es allerdings etwas zu viel „Text“. Manchmal möchte man als Leser schneller voran.

Das beste Kapitel ist aus Sicht des Rezensenten das einführende. Bujissen arbeitet hier die grundlegende Haltung seines Ansatzes heraus: Was ist und wie gibt man einen guten Rat in zwischenmenschlicher, helfender Kommunikation?  Er spielt dabei seine Stärke als Psychologe aus, verweist auf die Neurobiologie des Gehirns als „Problemlösungsorgan“ und schärft ein, nicht eigene Empfehlungen abzugeben.

Die gut handhabbare Aufmachung ist die Stärke des Buches, die wiederkehrende Reflexion der Haltung als Ratgeber das eingangs benannte „Licht“. Kritisch – im Sinne des „Schattens“ – ist das Verständnis von Coaching. Buijssen misst der Klärung keine hohe Bedeutung bei. Ein Coach ist für Buijssen jeder, der ein problemlösendes Gespräch führen möchte. Das ist nicht nur unspezifisch, sondern auch fahrlässig: Die Einbettung in einen Gesamtprozess spielt keine Rolle, systemische Bestandteile von Kommunikation werden nicht betrachtet und emotionale Aspekte werden simplifiziert. Präsentiert wird ein gerader Weg, der betont so durchschritten werden muss. Wie komplex das Coaching-Geschehen aber doch eigentlich ist, führt Buijssen mit seinen „Level“-Vertiefungen selber an, ohne dass dies sein Grundkonzept verändert.

Fazit: Ein Buch zum Durchblättern und als Erinnerung an bereits verstandene Basics lösungsorientierter Gesprächsführung durchaus brauchbar. Ohne anderswo erworbene fachliche Kenntnisse ist der mit dem vorgestellten Konzept arbeitende Coach ein „Flachwurzler“, der spätestens beim ersten Sturm mehr Stabilität braucht – v.a. in Form von reflektiertem Training, Peergroups und Supervision.

Jan-Christoph Horn

www.janchrhorn.de

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