Coaching, ein breit verwendeter Begriff, wird in diesem Buch als Verfahren zur Unterstützung von Menschen im Arbeits- und Berufsleben ausgelegt. Modernes Coaching wird als pluralistisch beschrieben, in dem Sinne, dass es sich Methoden aus unterschiedlichen psychologischen, pädagogischen und verwandten Fachdisziplinen bedient. Diesem Ansatz wird dieses Buch bei weitem gerecht. Das Modell der integrativen Transaktionsanalyse ergänzt die transaktionsanalytische Herangehensweise mit Methoden aus dem systemischen Vorgehen, Verhaltensmodifikation, Sozial- und Organisationspsychologie sowie das Unbewusste adressierende Methoden. Der Autor geht in diesem Buch noch einen Schritt weiter, indem er unter anderem auch spirituelle Gedanken vom Ordensmann Anselm Grün oder vom vietnamesischen Zen-Meister Thich Naht Thanh einbindet. Eine solche Fülle von Disziplinen und Theorien können in einem Buch nicht fundiert dargelegt werden. So passiert es, dass zu Grunde liegende Konzepte kurz - manche vielleicht zu kurz - dargestellt werden.
Durch die Vielseitigkeit des Buches, können vor allem Leserinnen und Leser profitieren, die bereits Coaching-Erfahrung mitbringen. Denn zur Einführung, und um erste Coaching-Erfahrungen zu sammeln, ist die Gesamtsystematik zu wenig klar dargestellt. Selbst-Coaching wird nur am Rande thematisiert und kaum strukturiert eingeführt, weshalb es eher für Coachs, die gerne im Zweier- oder Gruppensetting arbeiten, von Interesse sein dürfte.
Die im Titel erwähnte Transaktionsanalyse steht aber durchaus im Zentrum der theoretischen Fundamente. Sie wird als ideales, kompaktes Grundkonzept zur Funktion menschlichen Verhaltens, Denkens und Fühlens verstanden und ihre Grundlagen werden verständlich skizziert. Es folgen drei Vertiefungsthemen: Veränderung von Einstellungen und Emotionen, Veränderung der Beziehung zum System und das Steuern der Aufmerksamkeit. Wie die Transaktionsanalyse als Fundament werden auch die Vertiefungsthemen mit vielen (kreativen, teilweise aber nicht ganz verständlichen) Grafiken, Informationsboxen und kurzen Inputs aus der Coaching-Praxis unterlegt. Die letzten vier Kapitel werden mit "Praxisbeispiel" überschrieben, wobei sie nicht - wie der Titel impliziert - konkrete Fälle sondern verschiedene Foki des Coachings beschreiben. Hier werden denn auch einige Werkzeugen, wie Beispielfragen oder Modelle, die konkret im Coaching eingesetzt werden können, dargelegt.
Das Buch besteht aus zehn Kapiteln. Diese stellen voneinander unabhängige Bausteine dar, die damit auch einzeln oder in anderer Reihenfolge gelesen werden können. Einen raschen Überblick gibt die Einleitung, in der jedes Kapitel kurz und prägnant anhand einer Grafik skizziert wird. Dies ermöglicht schnelle Orientierung und das Fokussieren auf die interessierenden Kapitel.
Wer Rezepte für (Selbst-) Coaching sucht, wird in diesem Buch (vielleicht zurecht) nicht fündig. Doch liefert es viele, vorwiegend abstrakt theoretische, aber durchaus spannende Gedankenanstöße und doch auch Ideen, die dazu anregen, sie in der Praxis auszuprobieren.
Silvia Deplazes
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften