„Für mich steht da auch die Frage im Raum …“ und „Wie soll man nun fragen?“ – für Andreas Patrzek und Stefan Scholer steht fest: „Gute Fragen geben die Richtung vor, in die sich ein Gespräch entwickelt.“ (S. 19) Gute Fragen sind offen. Und sie nehmen das Gegenüber in den Blick, stellen den Kontakt her und vertiefen die Verbindung. Hier findet man eine Anleitung zum und ein Lehrbuch fürs Fragen. Und dann sind da noch die doppelseitigen farbigen Abbildungen in Kombination mit einem prägnanten Satz: das weltweisende Ruder, der Helikopter zwischen den Wolkenkratzern im Regen. Diese visuellen Impulse wirken – überraschend stark.
Der Betriebswirt und Psychologe Patrzek mit Projekt- und Führungserfahrung in großen Industrieunternehmen hat sich auf Basis humanistischer Psychologie systemisch weitergebildet. Er stellt als Leiter einer Beratungs- und Weiterbildungsfirma das Fragen in den Mittelpunkt seiner Wirkpraxis. Diese richtet sich an Führungskräfte und zielt auf die Verbesserung der Kommunikation von Teams. An seiner Seite steht Scholer als Mitautor. Als Fort- und Ausbildungsleiter für die Stadt München legt er seinen Fokus auf Kommunikation und Fragetechnik.
Auf dem Cover springt den Leser ein großes Fragezeichen an. Das weckt Neugier. Wertig kartoniert und auf nachhaltig gewonnenes Papier gedruckt wirkt das Buch hochwertig und bodenständig zugleich. Für die 29 Kapitel plus Einleitung und Schluss benötigen die Autoren gerade einmal 162 Seiten. Die Bandbreite der Fragethemen ist reichhaltig. Sie beginnt mit offenen und geschlossenen Fragen, widmet dem „Warum?“ ein Kapitel, bietet Fragen zur Erfassung eines Problems und leitet zu Skalierungsfragen an. Stark ist das Kapitel über motivationsauslösende Fragen. Hier bietet das Buch einen Fragenkatalog über die Einflussfaktoren, die für Mitarbeitende relevant sind. Damit lässt sich spielend ein Mitarbeitergespräch anreichern. Zugleich wird der Leser gut geführt und noch besser unterhalten. Praxisbezogene Beispieldialoge reißen unbeholfene Sprachmuster an – farblich unaufdringlich abgehoben. Und Bulletpoints markieren Fragelisten. Druck und Satz machen dem Leser den Zugang zu den Informationen so leicht wie möglich. In anderthalb Stunden lässt sich das Buch durchlesen und Special Interests später schnell wiederfinden.
Patrzek und Scholer geben mit ihrem Titel eine kurzweilige, interessante Anleitung hin zu mehr Fragen. Hier folgen sie ihrer Mission, Kontakt und Gespräche anhand von Fragen zu intensivieren. Sie weisen ebenso auf Fallen hin, wie sie neue Wortweisen anregen. Aber gibt es auch Schattenseiten? Aufgrund der Kürze der Kapitel fehlt die eine oder andere interessante Vertiefung. Für Führungskräfte und Teams kann das Buch ein Wegweiser zu neuen Kommunikationsmustern sein. Für erfahrene Coaches hält der Titel wenig Neues bereit. Aber er bringt Bekanntes auf den Punkt, frischt auf und macht Mut zum Fragen im Coaching.
Fazit: Kurzweilig und prägnant werben die Autoren für mehr Fragen im zwischenmenschlichen Kontakt. Ihr Anliegen bekommt Rückenwind durch eine durchdachte und sorgfältige Gestaltung durch den Verlag. Dem Leser bieten sie gut handhabbare Anregungen für Mitarbeitergespräche und Teamkommunikation.
Torsten Ferge
Coach und Supervisor
www.ferge-coaching.de