Cover: Einführung in das systemische Gesundheitscoaching. Heidelberg: Carl-Auer.
Matthias Lauterbach

Einführung in das systemische Gesundheitscoaching. Heidelberg: Carl-Auer.

Rezension von Carsten Fischer

4 Min.

Matthias Lauterbach hat wie kein anderer den Begriff des Gesundheits-Coachings in den letzten Jahren geprägt. In seinem ersten Werk aus dem Jahre 2005 hat er bereits einen ganzheitlichen Ansatz für ein Gesundheits-Coaching vorgestellt. Dort ist es ihm gelungen ein praxisnahes und zugleich wissenschaftlich fundiertes Buch zu schreiben.
Das vorliegende Werk soll nun in einer kompakteren Form Erkenntnisse und Erfahrungen rund um das Gesundheits-Coaching vermitteln. Ziel soll es sein, einerseits einen breiten und fundierten Überblick über mögliche Zugänge in den Gesundheitsmarkt zu skizzieren und andererseits Praxis- und Umsetzungshilfen für die Coaching-Arbeit aufzuzeigen.
Den Einstieg bildet das Kapitel I "Die Grundidee des Gesundheitscoachings". Es beginnt mit der Einordnung des Gesundheits-Coachings im heutigen Gesundheitsmarkt und differenziert in einer ersten Annäherung die Begriffe Gesundheit und Coaching. Im Kapitel II "Was ist Gesundheit? Das Verständnis von Gesundheit als Prozess" wird das zentrale Wesen des Gesundheits-Coachings dargestellt. Gesundheit wird als vernetzter Veränderungs- und Lernprozess beschrieben, der auf zwei Ebenen umgesetzt wird: Pattern und Matrix. Pattern gibt dem Prozess Struktur, Sicherheit und Verbindlichkeit, Matrix bildet die inhaltliche Entwicklungsebene. Das Modell der Salutogenese bildet die Grundlage für das hier dargestellte Gesundheitsverständnis.
Das Kapitel III "Haltungen im Gesundheitscoaching" beschreibt die Aspekte des Gesundheits-Coachings, die den roten Faden ausmachen, also dem Prozess Weg und Richtung geben. Auf der Metaebene werden die resultierenden Haltungen aus den Quellen "systemische Grundannahmen", "die innere Weisheit", "die Achtsamkeit", "der Wille zum Sinn" und "Freude, Glück, Erfüllung und Humor" näher erläutert.
Das Kapitel IV "Prozessgestaltung im Gesundheitscoaching" beschreibt die Interventionsebene des Gesundheits-Coachings. Das Zusammenspiel von Pattern und Matrix soll den Gesundheitsprozess nachhaltig und erfolgreich machen. Die soziale Matrix eines gesundheitsorientierten Lebensstils wird näher beschrieben. Anschließend werden die Zugänge zur Prozessgestaltung im Gesundheits-Coaching näher erläutert: Change- und Projektmanagement, Balancierte Lebensfelder, Appreciative Inquiry, Zeitstruktur und die "Theorie U". Es schließt sich die ausführliche Beschreibung eines Standardprozesses mit den einzelnen Themenfeldern (Erstgespräch, Diagnose, Bewegung, Ernährung, Entspannung, Schlaf, spezifische Fragestellungen) an. Den Abschluss bildet die Fragestellung, wie durch eine gute Mischung von Matrix und Pattern die Nachhaltigkeit des gesundheitsorientierte Lebensstils optimiert werden kann.
Das Kapitel V "Stresserleben und Stressbewältigung" beschreibt eine weitere und häufig zentrale Interventionsebene im Gesundheits-Coaching: das Thema Stresserleben und Stressbewältigung. Beginnend mit dem stresstheoretischen Modell der Allostase werden die einzelnen Ebenen der allostatischen Reaktionen Stressvermeidung, individuelle Perspektiven und Stressbewältigung näher erläutert. Die vier zentralen Säulen der Stressbewältigung die Ausdauerbewegung, soziale Unterstützung, kognitive Stressreduktion und Entspannungsverfahren werden näher beschrieben und handlungstheoretisch in den Coaching-Prozess eingebettet. Abschließend wird der Burnout-Begriff erläutert und Handlungsmöglichkeiten im Gesundheits-Coaching aufgezeigt.
Kapitel VI "Ästhetik als Ressource" arrangiert das Treffen Gesundheit und Ästhetik. Ästhetik soll den Prozess Gesundheits-Coaching weiter öffnen und so weitere Entwicklungsoptionen und Möglichkeiten eröffnen. Zunächst wird der Begriff der Ästhetik näher erläutert und in Beziehung zum Gesundheits-Coaching gesetzt. Anschließend werden ästhetische Zugänge im Gesundheits-Coaching und beispielhaft verschiedene ästhetische Wahrnehmungen dargestellt.
Das Kapitel VII "Gesundheit im Unternehmen" beschreibt eine weitere entscheidende Chance von Gesundheits-Coaching. Neben der Ausrichtung auf die Verbesserung bzw. den Erhalt der individuellen Gesundheit, soll Gesundheits-Coaching auch einen klaren beruflichen Kontext haben. Gesundheits-Coaching soll demnach betriebliche Gesundheitsmanagementprozesse ergänzen. Es wird der Führungsstil "gesundheitsorientiertes Führen" näher erläutert und die handlungsleitenden Modelle "Efford-Reward-Modell" und "Handlungskontrollmodell" beschrieben. Abschließend werden Möglichkeiten der Implementierung von Gesundheit in Organisationen dargestellt. Kapitel VIII schließt perspektivisch das Thema Gesundheit und Gesunderhaltung ab.
Das Werk bietet einen anschaulichen praxisnahen Einstieg in das Thema nachhaltiger Gesundheitsoptimierung. Es richtete sich insbesondere an Berater und bietet wissenschaftlich fundierte Handlungsimplikationen zur Optimierung von individuellen Gesundheitskonzepten. Es bietet eine klare Positionierung und Einbettung in den unübersichtlichen Gesundheitsmarkt. Gerade die Fokussierung auf die Prozessebene und die Ausrichtung auf eine klare Struktur (Pattern) macht das sonst eher weiche Thema Gesundheit somit greifbar und damit verbindlich. So lassen sich in einem Gesundheits-Coaching-Prozess Ziele vereinbaren sowie Erfolge dokumentieren und nachweisen. Gerade in der aktuellen Diskussion zur Standardisierung und Dokumentation von Erfolgskriterien im Coaching ist das ein besonders interessanter und lesenswerter Ansatz.

Carsten Fischer

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