Das Buch von Schmid, Veith und Weidner ist, wie der Titel schon ausdrückt, eine Einführung in die kollegiale Beratung. Bei der kollegialen Beratung handelt es sich um eine (selbstorganisierte) Methode der Zusammenarbeit, die in den letzten Jahren immer häufiger Anwendung gefunden hat und als Einzelmaßnahme, im Rahmen der Personalentwicklung und in der Aus- und Fortbildung, eingesetzt wird. So ist die Methode, die ihren Ursprung im pädagogischen und sozialen Bereich hatte, inzwischen, nach entsprechenden Anpassungen, in vielen (Wirtschafts-) Organisationen und bei deren Personal etabliert. Das Buch umfasst 126 Seiten, die in fünf Kapitel sowie Unterkapitel aufgeteilt sind, und durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis abgerundet werden. Dabei gelingt es den Autoren, mehr als nur eine einfache Einführung in die Methode darzustellen. Neben den in einem Einführungsbuch zu erwartenden Kapiteln zum Prozess (S. 37 ff.), zu Anlässen und Kontexten (S. 50 ff.), zu Vorgehensweisen und Instrumenten (S. 53), zu den Rollen in der kollegialen Beratung (S. 34 ff.) und den Ursprüngen sowie Entstehungs- und Verwendungskontexten (S. 102 ff.) sind verschiedene Formen der kollegialen Beratung (S. 18 ff.) beschrieben. Und so geht es um mehr, als einfach nur die Methode der kollegialen Beratung vorzustellen.
Die Autoren betten die Methode in den größeren Kontext der Lern- und Arbeitskultur ein, was zum Nachdenken anregt, wie, wo und unter welchen Umständen in Organisationen kooperativ gelernt wird. Als besonders positiv ist anzumerken, dass die Autoren - trotz der eben genannten Erweiterung des Kontextes - nicht auf Konkretisierungen verzichten. Das Buch beinhaltet Vorschläge zum zeitlichen und inhaltlichen Ablauf der kollegialen Beratung, Checklisten, grafische Darstellungen zur Rollenverteilung in den Beratungen sowie unterstützende Modelle und Theorien. Der kundige Leser mag diese Modelle und Theorien zum Teil bereits aus anderen Büchern von Schmid und anderen Autoren des Institut für systemische Beratung (ISB Wiesloch) kennen, was aber stimmig ist, da diese zu den vorgestellten Inhalten dieses Buchen passen und somit für den einen passend-neu für den anderen passend-wiederholend sein können.
Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist, dass mehrere Formen der kollegialen Beratung angeboten und dargestellt werden - ganz in dem Sinne, dass kollegiale Beratung mehr eine Frage der Kultur des kooperativen Arbeitens und Lernens ist als eine feststehende Methode, die nur eine Art der Durchführung zulässt. So stellen die Autoren verschiedene Varianten (z. B. Beratermarkt, Werkstattarbeit, Kooperationswerkstatt) entsprechend verschiedener Fragestellungen und Anlässe vor. Diese Pluralität der Ansätze und Varianten ist sehr angenehm, da hier eben nicht versucht wird, eine Methode zu vereinnahmen und unter eigenem Label und mit entsprechenden Heilsversprechungen am Markt zu platzieren.
Der Entstehungsgeschichte (S. 102 ff.), dem vielfältigen Verständnis der Beratungsbegriffe (S. 100 ff.) und dem Thema Lernen (S. 90 ff) sowie Lernkultur (S. 111 ff.) werden ausreichend Raum gewidmet, um die Methode passend einbetten zu können. Wer die Arbeitsweise und Lernkultur des ISB kennt, der wird erkennen, dass die Autoren den Lesern letztlich das zur Verfügung stellen, was sie selber in Fortbildungen und Beratungen leben. Insgesamt betrachtet enthält das Buch viel Inhalt auf einer überschaubaren (und dies ist nur positiv gemeint) Anzahl von Seiten. Bei der Darstellung und Einbettung der Methode geht das Buch in die Tiefe ohne abzuschweifen. Für diejenigen, die noch weiter einsteigen möchten, bietet das Literaturverzeichnis eine Möglichkeit, sich zu orientieren. Fazit: Ein von seinem Umfang handhabbares Einführungsbuch, das die Oberfläche verlässt und den Lesern somit ein tieferes Verständnis von kollegialer Beratung präsentiert - und dabei ebenso konkrete Ablaufpläne und Vorgehensweisen für die Praxis anbietet.
Torsten Brandenburg
Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung, Münster