Cover: Erfolgreiches Business-Coaching. Positive Wirkungen, unerwünschte Nebenwirkungen und vermeidbare Abbrüche.
Carsten Christoph Schermuly

Erfolgreiches Business-Coaching. Positive Wirkungen, unerwünschte Nebenwirkungen und vermeidbare Abbrüche.

Rezension von Thomas Webers

3 Min.

Das Publikum ist die viel versprechende Botschaft gewohnt: Coaching wirkt – und zwar positiv. Carsten C. Schermuly, Professor an der SRH Hochschule Berlin und dort Leiter des Studiengangs Internationale Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftspsychologie, verfolgt in seinem Buch "Erfolgreiches Business-Coaching. Positive Wirkungen, unerwünschte Nebenwirkungen und vermeidbare Abbrüche" mit dem Plural „Wirkungen“ im Untertitel eine differenzierende Sicht: Neben positiven kann es negative oder neutrale Wirkungen geben. Und neben beabsichtigten, sind gleichfalls unbeabsichtigte Wirkungen möglich.

So wird der Sinn wissenschaftlicher Arbeit unmittelbar einsichtig: Scheinbar plausible, aber bislang unhinterfragte Behauptungen werden in Frage gestellt und untersucht. Es ergeben sich so sechs Wirkungsklassen. Neben dem intendierten – und gerne berichteten – positiven Effekt werden Missbrauch (intendierter negativer Effekt) und Boykott („geschickte“ Klienten sabotieren das Coaching; kein Effekt) sowie positive und negative nicht intendierte Nebenwirkungen und Misserfolg (Ziele werden nicht erreicht) sichtbar.

Nach einer kurzen und kurzweilig zu lesenden Einführung in die Coaching-Forschung und in professionelle Evaluationsansätze widmet sich Schermuly den entdeckten Wirkungsklassen und stellt die Ergebnisse seiner Forschungsgruppe vor. Dabei wird schnell deutlich, die Bewertung von Wirkung hängt von der Perspektive ab. Der Schwerpunkt der Betrachtung des Autors liegt auf positiven Effekten sowie den negativen Nebenwirkungen für Klienten. Ebenfalls werden Coaching-Abbrüche durch Klienten und negative Nebenwirkungen für Coaches berichtet.

Professionelle Coachings wirken positiv, z.B. auf die Leistungsfähigkeit, die Selbstregulation, die Arbeitseinstellung und das Wohlbefinden von Klienten. Das führt Schermuly im Detail (Coach-, Klienten-, Organisations- und Prozessvariablen) und so leichtverständlich aus, dass auch psychologische Laien ein Grundverständnis der eher schwierigen statistischen Materie von Metaanalysen erhalten. Doch es können auch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Die Berliner Forschergruppe hat hierzu insgesamt zehn Studien durchgeführt.

Zu den negativen Nebenwirkungen auf Klientenseite gehört insbesondere, dass im Coaching tiefergehende Probleme angestoßen, aber nicht mehr bewältigt werden können. Oder dass die Arbeitszufriedenheit sinkt und die Arbeit sogar an Bedeutsamkeit verliert, auch verschlechtert sich öfters die Beziehung zum Vorgesetzten. Solche Effekte treten regelmäßig in Coachings auf, haben aber eher eine niedrige bis mittlere Intensität und sind von kürzerer Dauer.

Dass es negative Effekte von Coaching auch für Coaches geben kann, stand bislang wenig im Vordergrund (siehe Schermulys Artikel im Coaching-Magazin). Doch scheinen Inhalte Coaches oft persönlich stark betroffen zu machen. Sie hadern damit, ob sie ihrer Rolle gerecht werden können, sind aber auch regelmäßig enttäuscht, weil sie Langzeiteffekte des Coachings nicht beobachten dürfen. Coaches berichten negative Nebenwirkungen von Coaching dreimal häufiger als Klienten.

Solche Befunde lenken den Blick auf wichtige Hausaufgaben: Verbesserung der Coach-Kompetenz, professionelle Supervision, Klärung der Erwartungen der Klienten sowie die Implementierung eines systematischen organisationalen Transfers.

Fazit: Das Buch ist ein Meilenstein für Praktiker wie für Coaches, leicht verständlich geschrieben und liebevoll mit zahlreichen Praxisbeispielen bestückt.

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