Dr. Astrid Schreyögg ist seit vielen Jahren als Therapeutin, Supervisorin und Coach sowie als Ausbildungsleiterin für Supervision und Coaching tätig. Seit 1994 gibt sie die Fachzeitschrift "Organisationsberatung - Supervision - Coaching" (OSC) heraus und ist außerdem Mitglied im Sachverständigenrat des Deutschen Bundesverbands Coaching e.V. (DBVC). Die Autorin zahlreicher Bücher und Fachartikel ist unter anderem Spezialistin für das Thema Doppelkarriere-Paare.
Mit ihrem Buch widmet sie sich der Frage, wie Paare, die beide anspruchsvolle Berufswege verfolgen, Karriere und Kinder vereinbaren können. Dabei kann sie nicht nur auf jahrelange Erfahrung aus der eigenen Coaching-Praxis zurückgreifen, sondern lebt als "Doppelkarriere-Familien-Mutter (und -Großmutter)" (S. 10) dieses Modell selbst.
Das Buch gliedert sich in vier Teile: Grundlagen des Coachings, Überblick der politischen und gesellschaftlichen Situation von Familien, Doppelkarriere-Familien in der Forschung und konkrete Empfehlungen für das Life-Coaching von Doppelkarriere-Familien.
Zunächst werden aktuelle Coaching-Varianten, Anforderungen an den Coach und die angewendete Methodik übersichtlich dargestellt und anhand eines ausführlichen Beispiels der Life-Coaching-Ansatz verdeutlicht.
Im zweiten Teil werden Familienpolitiken in Ost- und Westdeutschland sowie Frankreich und Schweden miteinander verglichen. Da nicht nur die statistischen Ergebnisse zu sinkenden Geburtenraten, sondern auch in Deutschland verbreitete Normen und Werte ("Elternschaft gilt als Privatsache", S. 67) Bände sprechen, stellt Schreyögg klare Forderungen für eine familienfreundlichere Politik auf. Auch auf die Besonderheiten moderner Familien wird im zweiten Teil eingegangen: Insbesondere die gestiegenen Ansprüche an Mobilität machen ein Leben als Dual-Career-Couple mit Kindern oftmals zu einer echten Zerreißprobe.
Im dritten Teil stehen Doppelkarriere-Paare mit Kindern als spezielles Lebensmodell im Fokus. Die Autorin stellt den aktuellen Forschungsstand zum Thema vor und zeigt dabei sowohl Herausforderungen als auch Erfolgsbedingungen dieser anspruchsvollen Familienkonstellation auf. Doppelkarriere-Familien sehen sich vielen hohen Ansprüchen und damit auch konkurrierenden Anforderungen gegenüber: Da gilt es eine pädagogisch wertvolle Erziehung zu gewährleisten, die eigene Karriere voranzutreiben und gleichzeitig noch eine "erfüllende und empathische Partnerschaft" zu pflegen (S. 114) ohne sich selbst dabei aus den Augen zu verlieren. Um eine Balance zwischen den Lebensbereichen Beruf, Familie, Partnerschaft und eigene Bedürfnisse herzustellen, ist es fast zwingend notwendig sich externe Hilfe zu holen - insbesondere Unterstützung im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Obwohl auch die Väter-Perspektive hier und da Erwähnung findet, scheint die aktuelle Forschungslage stark auf die Situation der Frauen konzentriert zu sein. Vornehmlich ist von den Schwierigkeiten der Mütter, in Dual-Career-Konstellationen Karriere zu machen, die Rede - weniger von den Hürden, die aktiven Vätern unternehmens- und politikseitig in den Weg gestellt werden.
Abschließend gibt die Autorin Empfehlungen für die Coaching-Praxis mit Doppelkarriere-Paaren. Dabei unterscheidet sie fünf verschiedene Phasen, in denen Paare bzw. Elternteile ins Coaching kommen: Vor der Familiengründung, kurz nach der Geburt des ersten Kindes und drei Abschnitte je nach Alter der Kinder (null bis drei, drei bis 15 und ältere Kinder).
Der Text ist durchweg scharfsinnig und pointiert. Trotz eines hohen wissenschaftlichen Anspruchs gelingt es Schreyögg die Inhalte leicht verständlich zu transportieren. Tipps für die Praxis finden sich vor allem im letzten Teil. Der umfangreiche theoretische und empirische Hintergrund in Teil zwei und drei ist insbesondere für Coaches, welche sich auf Doppelkarriere-Paare spezialisieren wollen, sehr wertvoll.
Fazit: Ein anspruchsvolles, wissenschaftlich und empirisch fundiertes Buch für alle Coaches, die mit Doppelkarriere-Familien arbeiten und ein hilfreicher und ermutigender Ratgeber für alle Doppelkarriere-Familien selbst.
Anne Haker