Cover: Fitness für die Seele.
Mathias R. Schmidt, Grit Moschke

Fitness für die Seele.

Rezension von Dr. Christine Kaul

3 Min.

Grit Moschke und Mathias Schmidt legen mit ihrem Ratgeber ein Buch vor, das die wesentliche Erkenntnis aufnimmt, dass Bewegung unmittelbaren Einfluss auf die psychische Verfassung des Menschen hat. Wenn wir den menschlichen Körper in seiner Konstruktion betrachten, so sieht man, dass er in seiner Länge zu 50 Prozent aus "Bewegungsapparat" besteht. Insofern ist es eher verwunderlich, dass der Zusammenhang von psychischer Befindlichkeit und Bewegung erst vor etlichen Jahren verstanden wurde - seitdem aber wiederholt thematisiert wird.

Es bedeutet für den vorliegenden Ratgeber, dass sich darin nichts wirklich Neues findet. Alles wurde bereits vielfältig dargestellt und erörtert, aber: häufig eben weniger ermunternd, motivierend und anregend.

Schon die Lektüre dieses Buchs lässt die Stimmung steigen. Zielgruppen des Buchs sind Menschen, die ihren Stimmungsschwankungen Paroli bieten wollen, und Berater in Sachen Gesundheit (PsychotherapeutInnen, Coachs, MedizinerInnen...), die ihren Patienten, Kundinnen, Coachees, Klienten wirkungsvolle Lektüre empfehlen wollen zur Überwindung emotionaler Befindlichkeitsstörungen.

Die Autoren unterscheiden zunächst (überflüssiger Weise) drei verschiedene Grade von Missstimmung bzw. depressiven Verstimmungen, für die sie unterschiedliche Bewegungsprogramme detailliert empfehlen.

Das Buch macht den Zugang zum Thema leicht und lässt es einfach erscheinen, mit einem individuellen Bewegungsprogramm zu beginnen. Laufen, Nordic Walking, Stretching, Gymnastik, Übungen für Drinnen und Draußen und mit/ohne Partner…es wird viel geboten und anschaulich vorgeführt.

Ein guter Mix unterschiedlicher "Darreichungsformen" macht die Lektüre kurzweilig. Selbsttest, Interviews mit Experten, Info-Kästen, Erlebnisberichte und nicht zuletzt der sogenannte Folder zum Buch, ein Leporello in leider unhand (taschen) -lichen Format, der wichtige Übungen enthält. Adressenregister mit weiterführenden Angeboten oder Beratungsstellen und Bücherliste vervollständigen den Ratgeber.

Bei allen positiven Aspekten sind doch auch kritische Anmerkungen nötig. Einzelne Hinweise und Empfehlungen sind problematisch oder auch falsch. Problematisch ist etwa: Das Laufpensum - wie dargestellt - innerhalb von 2,5 Wochen zu verdoppeln, ist für Untrainierte kritisch vor allem für den passiven Bewegungsapparat. Dass Aufwärmen vor leichtem Lauftraining verletzungsprophylaktisch wirkt, ist falsch und seit mehr als zehn Jahren ist dies auch bekannt. Ein Lauf von 40 Minuten führt keineswegs zu Dehydrierung. Und ein Trinkflaschengurt ist in diesem Fall modischer Schnickschnack.

Den wesentlichsten Mangel stellt allerdings die Tatsache dar, dass das gut beforschte Thema der Volition nicht behandelt wird, obgleich es gerade für die Zielgruppe depressiv Verstimmter von besonderer Bedeutung ist.

Insgesamt aber ist der Ratgeber eine alltagstaugliche Unterstützung dabei, Stimmungsschwankungen ohne Medikamente in den Griff zu bekommen, für alle Altersgruppen und unter Berücksichtigung all der Selbstbehinderungen, die eine melancholische Verstimmung mit sich bringt.

Dr. Christine Kaul

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