Die Autorinnen Charlotte Friedli und Cornelia Schinzilarz spannen den Bogen des Humors weit. Vom "Sprechlächeln" bis zur "Resilienz" werden verschiedenste Aspekte aus der Welt von Coaching, Beratung und Training mit "Humor" in Verbindung gebracht. Bei vielen Themen lässt sich ein Zusammenhang mit Humor herstellen: "Achtsamkeit", "Freundlichkeit", "Komplimente", "Entscheidungsfindung", "der freie Wille", "das Gedächtnis" und auch "die Potenzialorientierung". Dazu werden im dritten Teil des Buches (von vier Teilen) weitere Autorinnen eingeladen aus der Praxis des Humors zu berichten: Praxisexperimente, Humor als Lebenshaltung, Humor als Rezept für Teamkultur, Lächeln als Unterrichtsstrategie, Humor von Kindern im Grundschulalter und noch mehr. In dieser Diversität der Darstellung steht dieser Teil für den gesamten Aufbau des Buches, der noch mit einigen Zitaten von Gerald Hüther gewürzt ist. Diese scheinen allerdings im Widerspruch zur leitenden Intention der Autorinnen zu stehen, Humor als Haltung und Kompetenz trainierbar und damit lehrbar bzw. theoretisch fassbar zu machen. Gerald Hüther: "Lachen befreit den Menschen aus eingefahrenen Denkmustern. Das ist immer gut." (S. 287)
Charlotte Friedli und Cornelia Schinzilarz betreiben in Zürich ein Ausbildungsinstitut für Humorcoaching. Und da hat das Buch auch seine stärksten Seiten: praktische Trainingseinheiten für Lächeln, Lachen, humorvolle Fragen, humorvolle Interventionen, humorvolle Gesprächsführung, humorvolle Trainingseinheiten. Die Lesenden werden zum Beispiel angeregt, eine Erfahrung mit dem Aufsetzen einer roten Nase zu machen: "In einem Streitgespräch eine rote Nase aufgesetzt, verändert sofort die Atmosphäre und macht eine andere Perspektive möglich. Waren wir eben noch wütend, aufgebracht und wollten zwingend Recht bekommen, können wir angesichts der roten Nase lachen, Erinnerungen aus Kindertagen werden wach, und erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass auch noch andere Meinungen möglich sind als allein die eigene" (S. 93) - In der Folge plädieren die Autorinnen für ein regelmäßiges Humortraining und die Verankerung von Humor im beruflichen Alltag. Am lustigsten findet der Rezensent dabei die Idee, einige Richtlinien für Humor (S.209 ff) aufzustellen. Respektvoll, sozial, emotional und verantwortungsbewusst sollte der Humor aus Sicht der Autorinnen sein.
Dass Humor, wenn nicht beflügeln, so doch zum Denken anregen kann, wird durch die Erfahrung unterstützt. Der Versuch, Humor als Haltung, als Methode oder gar als "gerechte Humorphilosophie" theoretisch zu verorten, geht allerdings gründlich daneben.
Aber Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht, Zwiespalt und Entspannung, kleine Erfolge und die Vergeblichkeit menschlichen Tuns. Philosophieren heißt lachen lernen. Eine anthropologische Verortung von Humor: Der Mensch als das Wesen, das lachen kann, fehlt. So "verwandelt sich", wie schon Luigi Pirandello in seinem berühmten Essay über den Humor 1908 schrieb, "jedes Ja ... in ein Nein, das am Ende die gleiche Bedeutung annimmt wie das Ja."
Fazit: Vieles wirkt unsystematisch und aufgesammelt. Wer allerdings mehr Humor in die Praxis von Coaching, Beratung und Training integrieren will, findet eine Fülle von Anregungen.
Dr. Michael Loebbert
Programmleiter Coaching Studies FHNW – Fachhochschule Nordwestschweiz
www.coaching-studies.ch