Cover: Kunst der Veränderung. Vorurteilslose Führung und Organisationsentwicklung
Gerhard Fatzer, Daniel C. Schmid

Kunst der Veränderung. Vorurteilslose Führung und Organisationsentwicklung

Rezension von Günther Mohr

3 Min.

Fünfzehn Autoren äußern sich in vier Abschnitten zum Thema „Kunst der Veränderung. Vorurteilslose Führung und Organisationsentwicklung“. Nach einer Einführung von Gerhard Fatzer folgen Abschnitte zu Edgar H. Schein „Die Kraft von Kultur, Prozess und Führung“, zum Dialog und zuletzt ein kurzer Ausblick zur Gesellschaft und Organisation der Zukunft. 

Im Einführungskapitel „Von der Gestaltpädagogik zur Systemischen Gestalt-Organisationsentwicklung“ beschreibt Fatzer, wie er die Impulse zur Organisationsentwicklung aus den USA in den 1980er Jahren aufnahm und nach Europa brachte. 

Der zweite Abschnitt würdigt das Werk von Schein zu Organisationsentwicklung, Prozessberatung, Karriere und Führung. Egon Zehnder stellt ein Interview mit Schein zu den Notwendigkeiten in der Organisationsentwicklung vor, in dem Schein seinen Ansatz verdeutlicht:  „Die wichtigste Antwort auf die Frage, was wir anders machen müssen, lautet: persönliche Beziehungen aufbauen.“ (S. 44)

Ein weiteres Beispiel in diesem Abschnitt ist der Beitrag von Sabina Schoefer zur „Kunst der Sieben“, in der sie die sieben Fähigkeiten vorstellt, die es in der Organisationsentwicklung zu beachten gilt: Es beginnt mit der Wachheit in der Emotion und der Neugierde an Komplexität. Weiter geht es mit dem geduldigen Betrachten von Systemen und der Ausübung des Handwerks aus Analyse, Diagnostik und Interventionen. Die abschließenden drei Fähigkeiten beginnen mit einer Frage, die man sich immer in der Organisationsentwicklungsarbeit stellen sollte: Ist man gerade hilfreich? Als nächstes folgt das Modeling, die angemessene Kombination von Modellen, und den Abschluss bildet das stetige aufrechte Betrachten des eigenen und der anderen Selbst. 

Auch Claus Otto Scharmer und Peter Senge berichten von ihren Lernerfahrungen mit Schein. John Van Maanen nutzt die Unterscheidung von Fuchs und Igel im wissenschaftlichen Arbeiten. Die Igel suchen nach dem zentralen durchgehenden Prinzip. Es geht um die eine große Theorie, die eine Gleichung. Die Füchse sind ganz anders. Sie lassen viele Phänomene in ihrer Komplexität nebeneinander stehen. Da braucht es nicht die große Gesamtidee. Van Maanen ordnet Schein mit seiner vielfältigen Publikationsgeschichte eindeutig den Füchsen zu. Er habe sich mit einer ganzen Reihe von Themen jeweils gesondert beschäftigt. 

Der Dialog steht im Zentrum des dritten Kapitels. Scheins Vorgehen wird auch hier sehr deutlich der dialogischen Richtung zugeordnet. Ein sehr interessanter Beitrag ist dabei der Artikel von Michael Rautenberg, der die Verbindung zwischen dem klassischen Dialogansatz von Buber, der Philosophie des Zen und Scheins Arbeiten herstellt. Er bezieht sich auf Buber, der die Wichtigkeit des „zwischens“ von Menschen betont. Es gehe dabei nicht so sehr um die Psyche der Beteiligten, sondern darum, was sich im Gemeinsamen entwickelt. Hier wird die Brücke auch zu systemischen Organisationsansätzen wie dem von Niklas Luhmann klar. Rautenberg sieht seinen Ansatz als gute Grundlage für Coaching. Sehr interessant erscheinen mir auch die Beiträge zu „Social Labs“ und zur „Trend Exploration“. 

Fazit: Insgesamt ein interessanter Reader, der verschiedene Aspekte der Arbeit von Edgar H. Schein noch einmal beleuchtet und vor allem weiterdenkt. 

Günther Mohr

Hofheim
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