Cover: Leidensweg Beruf – ... denn Sie müssen nicht, was Sie tun! Wien: Verlag systemisches Management.
Sonja Radatz, Oliver Bartels

Leidensweg Beruf – ... denn Sie müssen nicht, was Sie tun! Wien: Verlag systemisches Management.

Rezension von Dr. Christine Kaul

3 Min.

Vielen Menschen fällt es schwer, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen und Umbrüche als Chance zu erleben. Von Glaubwürdigkeits- und Motivationsverlusten, Verantwortungsdiffusion, Stress bis hin zum Burnout reicht die Skala der Karriereleiden und Karrierekosten. Dass jeder einzelne viel tun kann, um seine Belastung zu verringern, ist die Überzeugung der Autoren. Sie haben sich vorgenommen, ihren Lesern mit einem Augenzwinkern zu zeigen, dass es zielführendere Alternativen gibt zum Abwarten darauf, dass alles von selbst besser wird. 

Das Problem der Verschriftlichung von Humor ist allerdings, dass es einen sehr (!) guten Schriftsteller braucht, damit der Witz auch ankommt, ohne peinlich oder albern zu wirken. Also: Mark Twain-Niveau. Das haben die Autoren definitiv nicht. Sie versammeln in ihrem Buch durchaus kluge - wenn auch bereits tausendfach gehörte und gelesene - Wahrheiten zum Managementalltag. Die Überschriften sind als "Paradoxe Interventionen" formuliert, was man der systemischen Heimat ja schuldig ist. Humoristische Vertraulichkeiten wie "Unter uns gesagt: das wissen ja nur Sie (…) und wir…" oder Kindereien wie "Schwupps…" erhöhen die Schwelle, die Autoren ernst zu nehmen. Ebenso wie schiefe Vergleiche: Die Autoren wollen den Leser ermuntern, neue Wege zu gehen und die "Büchse der Pandora" neugierig zu öffnen. Doch dieses mythologische Behältnis hat - wie wir allerdings wissen - ausschließlich Bosheit, Niedertracht und Widerwärtigkeiten beinhaltet. 

Das Buch ist unterteilt in Kapitel, die unterschiedliche "Künste" beleuchten: Die Kunst, unter sich selbst, unter anderen, beim Leiten, mit und in Teams zu leiden. In jedem dieser Kapitel findet sich eine Hitliste von 20-25 Ratschlägen, wie wir uns das Arbeitsleben besonders unerträglich gestalten können. Dabei ist schwer auszumachen, weshalb welcher Schlag dem Leser beispielsweise genau in Kapitel 2 versetzt wird - und nicht in anderem Zusammenhang: Die Zuordnung erscheint in vielen Fällen beliebig. 

Wenn sich der Leser dennoch die Mühe macht, weiter in die Lektüre einzusteigen, wird deutlich, dass die Autoren erhebliche Belesenheit, Kenntnisreichtum und Erfahrungswissen besitzen. Die Vorschläge und Überlegungen, wie geplagte Führungskräfte ihren Arbeitsalltag erfolgreicher und weniger leidvoll gestalten können, sind nicht nur überwiegend vernünftig, sondern zum Teil auch überraschend und originell. Die Geduld des Lesers wird so doch belohnt, wenn er die Scherzattacken, die jeden Abschnitt einleiten, übersteht.

Handschriftliche" Zitate am Seitenrand und Zeichnungen lockern den Text auf. Besonders die Zitate sind treffend und vergnügend ausgewählt. Überhaupt ist das Buch verlegerisch wirklich attraktiv aufgemacht, Haptik, Optik - das stimmt alles, so dass das Fazit heißt: 

Es handelt sich beim Buch um eine Geschenkmöglichkeit für kleinere dienstliche Festivitäten, wie etwa den "unrunden" Geburtstag eines nicht allzu nahen Kollegen.

Dr. Christine Kaul

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