Für Pallasch, Emeritus der Universität Kiel und Begründer des Kieler Coaching Modells, ist es seit vielen Jahren ein wissenschaftliches Anliegen, zu erforschen und zu diskutieren, inwieweit Coaching die Leistungsfähigkeit von Lehrkräften und Schülern zu verbessern hilft. Er legt nun zusammen mit seinem Kollegen Hameyer ein Buch vor, das detailliert und mit erheblicher Spannbreite Lerncoaching darstellt. Die Gestaltung des Textes selbst haben sie dabei erfreulich lern- und lesefreundlich aufgebaut.
Beim Kieler Lerncoaching-Konzept handelt es sich um einen Weiterbildungsgang, der sich explizit an Lehrkräfte wendet, die bereits Schulpraxis erworben haben. Dabei verstehen die Autoren ihr Konzept als nur einen Versuch von vielen, Lernen zu optimieren. Diese Versuche - so die Argumentation - müssen unzureichend bleiben, solange die pädagogische und psychologische Forschung keine angemessene Vorstellung davon hat, wie Lernen funktioniert und was Lernen bedeutet. Sie stellen deshalb zu Beginn eindrücklich den "Begriffsdschungel Lernen" dar. Weitere Kapitel des Buches sind ihrem zugrundeliegenden Menschenbild - in Abgrenzung zu anderen Modellen - gewidmet: Sie verstehen sich in der Tradition humanistischer Definitionen, ergänzt durch radikal- konstruktivistische und systemische Aspekte. Den Kern des Buches bildet die Herausarbeitung der Definition von Lerncoaching im Kieler Verständnis.
Im Weiteren stellen die Autoren die einzelnen Module des Ausbildungsganges in einer Ausführlichkeit dar, die zur Erprobung einlädt; Grafiken und Beispiele ergänzen die Darlegungen. Letztlich kann hier auch gesagt werden, dass nicht nur Lehrkräfte Lerncoaches sein können, sondern auch außerschulische Trainer, Coaches und (in begrenztem Rahmen) auch Schüler zu Lerncoaches für ihre Mitschüler ausgebildet werden könnten. Die konkrete Umsetzung und Erprobung wird am Beispiel eines Modellprojektes an einer Lübecker Europaschule nachvollzogen. Sechzehn Lehrende beteiligten sich an diesem Projekt, das auch deutlich werden ließ, wie die aktuelle Situation von Schulen in Deutschland ein verändertes Selbstbild von Lehrenden als Coach erschwert.
Fazit: Lernen, Lernkompetenz, Lernprobleme und Optimierung von Lernen durch Lerncoaching werden von den Autoren außerordentlich informativ und unter Berücksichtigung neurophysiologischer Erkenntnisse dargestellt. Das Buch stellt eine gewinnbringende Lektüre dar für Lehrkräfte (auch angehende), Lerncoaches und Coaches, die diesen Personenkreis unterstützen.