Cover: Management-Coaching X.0. Initial einer erfolgreichen Unternehmensevolution. Köln: EHP.
Christof Schneck

Management-Coaching X.0. Initial einer erfolgreichen Unternehmensevolution. Köln: EHP.

Rezension von Björn Rohde-Liebenau

3 Min.

Schneck beschreibt im vorliegenden Werk Ansätze für ein Management-Coaching mit Tabu-Komponente. Das erklärt den – eventuell etwas kryptischen – Titel des Werkes. Lautete der Titel „Coaching von Narzissten im Management“, was, grob gesprochen, rein formal den Inhalt wiedergibt, so würde man dem Autor nicht gerecht werden, denn das wäre zu kurz gegriffen und entspräche auch nicht dem, was Schneck meint. Tatsächlich will Schneck Narzissmus entdämonisieren und das Phänomen für fortgeschrittenes Coaching und angeschlossene Organisationsentwicklung aktivieren.

Wer Narzissmus im Management für weitverbreitet und dabei für ein systemisches Phänomen hält, wer annimmt, Änderungen fingen notwendigerweise beim Management an, der findet in diesem Werk einen Schlüssel für seine vertiefte Coaching-Praxis.

Der Autor entwirft anhand aktueller Stimmen ein umfassendes Bild des Narzissmus, das für ihn von der leicht einseitigen Begabung bis zur behandlungspflichtigen Psychose reicht.

Um das Thema Narzissmus für Coaching und Organisationsentwicklung wirksam zu machen, schließt Schneck in der weiteren Betrachtung schwer neurotische und weitgehend reflektionsunfähige Zustände aus – der Narzissmus im engeren Sinne ist wohl im aktiven Management ohnehin nicht am Platz. Im verbleibenden Feld könnte Narzissmus dann als beeinträchtigte emotionale Wahrnehmung beschrieben werden, der oft Vorteile in der sonstigen Wahrnehmung und im Verhalten gegenüberstehen, wie sie im Management nützlich und entsprechend häufig anzutreffen seien.

Konsequenterweise empfiehlt Schneck dann ein Management-Coaching für alle Unternehmensleitungen und systemisch für alle Unternehmen mit einer nennenswerten Komplexität. Der Autor postuliert als Idealsituation das anlasslose „Management Coaching X.0“ und erklärt Psychoanalyse, Psychodynamik, Managementlehre, verbundene Prozess- und Fachberatung, Humanistische Psychologie und eine systemisch-konstruktivistische Perspektive zu dessen Fundament. Sein darauf aufbauendes Coaching-Konzept lehnt sich explizit an das von Christopher Rauen an. Entsprechend ausgebildete Coaches können also ohne weiteres anknüpfen.

Gleichzeitig reflektiert der Autor, dass sein Konzept viel Zeit und höchste persönliche Kompetenzen des Coachs verlangt. Seine Empfehlung, das Konzept universell einzusetzen, zur Voraussetzung für die D&O Versicherung (Organ- oder Manager-Haftpflichtversicherung) sowie zum Gegenstand der Risiko-berichterstattung im Jahresabschlussbericht zu machen, an natürliche Grenzen der Umsetzbarkeit.

Schnecks Werk zeigt sehr gut Vorteile und Chancen eines „reflektierten Narzissmus“ auf. Spannend wäre es, seine Konzepte und Definitionen, vielleicht schon die Diagnose „Narzissmus“ selbst, gegen Alterna-tiven getestet zu sehen. So rechnet er zwar die Organisationsentwicklung zu den Alternativen und betrachtet sie auch unter Berücksichtigung narzisstischer Komponenten – und gibt dazu nützliche Anregungen. Eine umfassendere Auseinandersetzung mit alternativen Diagnosen und Konzepten würde allerdings den Rahmen des Werks sprengen.

Fazit: Management Coaching X.0 wird erfolgreich sein, wo es Verständnis für das systemische Phänomen des Narzissmus weckt, Angst und Tabu auflöst und gleich-zeitig Veränderungsbereitschaft fördert.

Björn Rohde-Liebenau

Ombudsmann, Mediator und Coach
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