Cover: Methoden für die Reflexion. Ein Fächer mit mehr als 20 Übungen für kreative Lernprozesse
Jantine Huizing, Jeroen Hendriksen

Methoden für die Reflexion. Ein Fächer mit mehr als 20 Übungen für kreative Lernprozesse

Rezension von Almut Siegert

4 Min.

Innerlich einen Schritt zurücktreten, auf das Geschehen blicken und darüber nachdenken – das tun wir im Alltag häufig automatisch: Was ist hier los? Ist das gut so? Was denken die anderen? Was fühle ich? Wie könnte es weitergehen? Die grundlegenden Kompetenzen zur (Selbst-)Reflexion entwickeln Menschen schon früh. Ab etwa vier Jahren verfügen Kinder über eine „theory of mind“, das heißt, sie können sich durch Beobachtung und Zuhören erschließen, was ein anderer wissen, denken oder sich wünschen könnte. Gleichzeitig gelingt es Kindern im Laufe des Großwerdens nach und nach immer besser, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie zu benennen und mit Abstand auf ihr Tun zu blicken. Wie gut Kinder diese Fähigkeit ausbilden, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zwei davon sind das elterliche Vorbild und ihre Feinfühligkeit. Sicher ist, dass Menschen ihr Leben lang ihre Reflexionsfähigkeit verbessern können – und das lohnt sich. Reflektieren ist eine entscheidende Grundlage, um Probleme lösen und gut lernen zu können. Selbstreflexion ist zudem ein effektives Mittel zur Stressbewältigung und Burn-out-Prävention.

Im Coaching wird das prüfende und vergleichende Nachdenken systematisch eingesetzt, um zu neuen Einsichten zu gelangen und Veränderungsprozesse anzustoßen. Die Reflexion hilft dabei, flexibel und kreativ Herausforderungen zu bewältigen. Mit „Methoden für die Reflexion“ haben Jantine Huizing und Jeroen Hendriksen eine Anleitung mit über 20 Übungen vorgelegt. Huizing ist Coach und spezialisiert auf Intervision und Projektmanagement. Hendriksen ist Sozialpädagoge und ebenfalls Experte für Intervision, Organisationsentwicklung und Teambuilding. Von dem niederländischen Team ist zuvor bereits ein anderer Tool-Fächer in gleicher Aufmachung erschienen: „Methoden für die Intervision“ soll beruflich gleichgestellten Personen helfen, die gemeinsame Arbeit zu reflektieren.

Der handliche Fächer „Methoden für die Reflexion“ (7 x 15 cm) stellt mehr als 20 Übungen vor, die es ermöglichen, im Trainings- und Beratungskontext das Reflektieren einzuüben und zu vertiefen. Die Übungen können in Zweier- oder Kleingruppen durchgeführt werden, einige auch allein. Der Fächer ist in fünf Abschnitte unterteilt. Teil A bietet eine knappe Zusammenfassung des theoretischen Rahmens: Was ist Reflexion? Wie hängen Lernen und Reflektieren zusammen? Wie kann ich gute Reflexionsgespräche führen und wo liegen die Stolpersteine? Teil B bietet vorbereitende Übungen, mit denen Klienten und Klientinnen herausfinden können, über was reflektiert werden soll. Oder ein Biogramm kann helfen, sich bewusst auf den angestrebten Prozess einzustimmen. Teil C enthält Übungen für den Anfang, wie z.B. die Wappenschild-Reflexion. Dabei trägt man in die sechs Felder des Wappenschilds (Vorlage im Fächer) die Antworten auf die Fragen ein: Was sind Ihre Stärken? Was an Ihrer Arbeit erfüllt Sie? Was war Ihr größter Erfolg? Welche Fähigkeit möchten Sie weiterentwickeln? Auf welchen Moment im vergangenen Jahr, der mit Ihrem Mut, Ihrer Willensstärke und Ihrem Selbstvertrauen zusammenhing, waren Sie besonders stolz? In Teil D haben die Autoren Übungen für Fortgeschrittene zusammengestellt, etwa das Zwiebel-Modell nach Korthagen, Sokratische Reflexion oder Arbeit mit dem Inneren Team. In Teil E wird Reflexion als Teil der internen beruflichen Weiterbildung vorgestellt. Der Fächer schließt mit einer umfassenden Literaturliste ab.

Das Werk des niederländischen Teams kann begeistern, weil es sehr komprimiert einen erkenntnisreichen Überblick zu dem bedeutenden Thema Reflexion bietet und die gut verständlich angeleiteten Übungen zum sofortigen Umsetzen in die Praxis einladen. Es gelingt den beiden Autoren unaufdringlich, aber konsequent immer wieder auf die Bedeutung von Gefühlen in einem Reflexionsprozess hinzuweisen. „Die Gefühle sollen nicht evaluiert oder bewertet werden. Es geht nur darum, sie sich bewusst zu machen.“ (S. 23). 

Kritisch ist anzumerken, dass das Format „Fächer“ nicht einleuchtend ist. Zwar passt er in jede Tasche, das ist sicherlich ein Vorteil. Aber die 42 beidseitig bedruckten Seiten sind eng beschrieben, Übungen werden über mehrere Fächerseiten hinweg erklärt, die Handhabung ist nicht angenehm. Die hilfreichen Inhalte von „Methoden für die Reflexion“ in ein kleines Büchlein zu packen, wäre möglicherweise die bessere Entscheidung seitens des Verlags gewesen.

Fazit: Eine durchdachte, praxisnahe Einführung in das Thema Reflexion mit vielfältigen Übungen, die vor allem Business-Coaches weiterhilft, aber in vielen anderen Kontexten genauso gut nutzbar ist. Ein Wermutstropfen ist die etwas anstrengende Handhabung des Fächers.

Almut Siegert

www.almutsiegert.de

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