Coaching-Tools für Mediatoren, Mediationstools für Coaches – oder eine augenöffnende, praktische Zusammenführung der zwei prozessbegleitenden Disziplinen? Praktiker, die mit den Anforderungen und Abläufen beider Disziplinen vertraut sind, erhalten mit diesem Büchlein erprobte und gelegentlich in ähnlicher Weise schon geläufige Interventionen, die den innovativen Anspruch haben, gleichermaßen im Coaching wie in der Mediation einsetzbar zu sein. Dazu stellen die Herausgeberinnen Katja Ihde und Sandra Lengler, Dozentinnen der Systemischen Business-Coach-Ausbildung an der Hochschule Wismar, über rund 20 Seiten dar, was ihren systemischen Ansatz ausmacht und wo demzufolge die Parallelen zwischen Coaching und Mediation in einem jeweils fünfteiligen Verfahrensablauf liegen.
Die Tools sollen weder beliebig noch unkritisch eingesetzt werden. Dabei unterstützt das Buch den Leser mit einer Zuordnung sämtlicher Tools und Techniken zu einem der fünf postulierten Verfahrensschritte, orientiert so grundlegend auf deren Einsatz- wie Wirkungsmöglichkeiten und gibt Hinweise auf die jeweiligen Erfolgsbedingungen. Ob es sich insgesamt eher um Methoden und Interventionen oder um Techniken und Tools handelt, sprechen die Herausgeberinnen an. Ihre Antwort ergibt sich aus dem Titel – mit Betonung auf „Tools.“ Wer noch keinen Platz für Tools in seiner Coaching- oder Mediationspraxis sieht, sollte über das schmale Buch hinausschauen, um sich überzeugen zu lassen. Die Herausgeberinnen lassen jedenfalls ihre Begeisterung von den Vorteilen, Coaching und Mediation analog zu behandeln, überspringen und fassen ihre Ausführungen zum Hintergrund bewusst knapp. Dass Coaching und Mediation nicht identisch sind, bleibt von ihnen unbestritten. Inwieweit deren analoge Behandlung zwingend, nützlich oder gegenüber Alternativen vorzugswürdig ist, darf der Leser selbst prüfen – und sollte es wohl auch, bevor er sich auf den Ansatz einlässt.
Die Herausgeberinnen tragen zu allen bezeichneten Hauptphasen selbst Tools bei. Hinzukommen Beispiele von knapp 30 Absolventen ihres Lehrgangs zum Systemischen Business-Coach in Wismar. Die Tools sind meist auf zwei Textseiten beschrieben. Beworben werden sie auch als Führungstools. Manches mag in einen Teamentwicklungsprozess passen, anderes sogar in Situationen aus dem Projektmanagement – typischerweise mit Gruppen. Insgesamt werden die Tools besonders dann effektiv werden können, wenn ihr Anwender genau weiß, warum er sie in welcher Situation nutzen will – und eher nicht als Standardrepertoire für „jede“ Mediation oder jedes Coaching.
Fazit: Das Buch "Methodensammlung für Business-Coaches und Wirtschaftsmediatoren" hält, was es verspricht, für all diejenigen, die Tools und Techniken in ihren Coachings oder Mediationen einsetzen wollen und für ihren Überblick nach einer solchen Sammlung suchen – anwendbar teils zudem in Gruppen- und Entwicklungsprozessen.
Björn Rohde-Liebenau
Ombudsmann, Mediator und Coach
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