Cover: Ressourcenaktivierung. Ein Manual für Psychotherapie, Coaching und Beratung. 2. Aufl.
Christoph Fluckiger, Günther Wüsten

Ressourcenaktivierung. Ein Manual für Psychotherapie, Coaching und Beratung. 2. Aufl.

Rezension von Dr. Daniela Riess-Beger

3 Min.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Ressourcenaktivierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Coaching ist (vgl. Behrendt, OSC 4/2012). Wie aber funktioniert Ressourcenorientierung in Beratungsprozessen? Dazu haben Christoph Flückiger und Günther Wüsten bereits 2008 ein Buch vorgelegt, das 2015 in einer aktualisierten und erweiterten Fassung erschienen ist. Die Autoren sind ausgewiesene Experten zu diesem Thema. Flückiger ist Privatdozent an der Universität Bern mit dem Arbeitsschwerpunkt „Wirkungsforschung in der Psychotherapie“. Wüsten, Professor für Soziale Arbeit und Gesundheit an der Fachhochschule Nordwestschweiz, beschreibt als einen seiner Themenschwerpunkte „Ressourcenorientierte Beratung“.

Das Anliegen der Autoren ist es, ihren Lesern ein praktisches Manual für den Beratungsprozess an die Hand zu geben. Vier Hauptkapitel umfasst der knapp 100 Seiten starke Band: Kapitel 1 stellt Möglichkeiten zur „Systematischen Ressourcenanalyse“ vor, Kapitel 2 beschreibt strukturiert verschiedene Ebenen der Gesprächsführung aus ressourcenorientierter Perspektive. Der dritte Teil fasst „Ressourcenorientierte Strukturinterventionen“ – gemeint sind hier Übungen und Verfahren – zusammen. Viele dieser zuletzt genannten Methoden sind durchaus bekannt – etwa aus dem lösungsorientierten Coaching. Der Band schließt mit einem knappen vierten Kapitel zu Forschungsergebnissen.

Der Wert des Buches liegt vor allem in den ersten beiden Teilen. Sie liefern Ideen zu der Frage: Wie gestalten Coaches den Prozess ressourcenaktivierend, wenn der Klient die stärkenorientierte Sicht gerade nicht teilen kann, da sein Problem für ihn im Fokus ist? Wie gelingt also der Spagat zwischen Problemaktualisierung und Ressourcenaktivierung so, dass der Klient sich im Prozess mit seinem Problem ernst genommen fühlt?

Die Autoren formulieren dazu in Kapitel 1 eine Anleitung zur systematischen Ressourcenanalyse. Weiterführend ist hier der Hinweis, diese Ressourcenanalyse für „Ressourcenpriming“ zu nutzen. Die Autoren regen damit an, dass sich der Coach vor der Sitzung die Ressourcen seiner Klienten bewusst macht, um in einer entsprechenden Haltung in den dialogischen Prozess zu gehen. Mit diesem Ansatz wenden die Autoren die aktuellen Ergebnisse der Psychotherapieforschung (Grawe 2004) für die konkrete Beratungspraxis an.

Das zweite Kapitel beschreibt die Ebenen ressourcenorientierter Gesprächsführung. Lehrreich sind besonders die Dialogbeispiele. Sie machen deutlich, wie bereits kleine sprachliche Veränderungen einen ressourcenaktivierenden Bezugsrahmen erzeugen. Dass es sich lohnt, als Coach sprachlich und prozessual genau zu sein, zeigt ein Ausblick zu Risiken und Nebenwirkungen ressourcenorientierten Arbeitens.

Fazit:
Der Verdienst dieses Buches liegt vor allem darin, ressourcenorientiertes Arbeiten in Beratungsprozessen systematisch und praxisbezogen darzustellen. Der psychotherapeutische Hintergrund der Autoren ist spürbar – der Coach muss sich die Übersetzung in seine Profession selbst herstellen. Für Coach-Ausbilder sollte der Band dennoch Pflichtlektüre sein. Und für alle, die ihre Arbeit als Coach ressourcenaktivierend gestalten möchten, ist dieses Praxismanual ein Gewinn.

Dr. Daniela Riess-Beger

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