Selbst-Coaching in nur sieben Tagen - das klingt verlockend! Es geht dabei um Fragestellungen, die viele Menschen bewegen, nicht nur solche mit der Diagnose "Burnout". Wie können Karriere, persönliche Werte, berufliche und private Visionen und ökonomische Notwendigkeiten in Einklang gebracht werden? Wie kann ich das Leben führen, das ich mir wünsche? Welchen Sinn sehe ich in dem, was ich täglich tue, und wie werde ich meinen eigenen Ansprüchen und denen der mir Anvertrauten gerecht? Wie kann ich meiner gesellschaftlichen und privaten Verantwortung nachkommen und gleichzeitig in innerer Balance bleiben?
Wilbers beschreibt Selbst-Coaching als eine mentale Haltung, die zulassen kann, dass die Lösung den Suchenden selbst findet. Wesentliches Element des Selbst-Coachings ist dabei die Meditation, die zu neuen Einsichten führt - logisches Denken und intuitives Wissen wirken hierbei zusammen. Die Intuition dient als ein inneres Navigationsgerät, als eine "innere Führung", sogar als ein Autopilotsystem.
Wilbers ist überzeugt, dass die erste und wesentliche Aufgabe im Selbst-Coaching der Schritt ist, von der Ebene des Handelns und Tuns hin zur Ebene des Bewusstseins zu kommen, einer inneren, aufnahmefähigen mentalen Haltung. Um dies zu erreichen, werden vom Autor täglich geführte Meditationen angeboten, beginnend mit der wertschätzenden Annahme der Ist-Situation, des eigenen Standortes am ersten Tag. Meditative Betrachtungen, Impulsfragen - die unbeantwortet bleiben sollen, um ihre heilsam beunruhigende Wirkung zu entfalten - viele unterstützende Übungen sind von Wilbers eingeflochten worden, bis hin zu "Question to go" oder "Job to go".
Der Autor ist sich bewusst, dass die Veränderungsarbeit ausschließlich am Bewusstsein und der mentalen Verfasstheit des Lesenden bei manchen Widerstände hervorrufen wird. Er führt deshalb einen neckischen Kritikaster namens "Karl" ein, dessen Fragen und Einwürfe - nach Geschmack der Rezensentin - wenig Akzeptanz förderlich sind.
Wilbers bedient sich durchgängig der elegant genutzten Metapher des Fluges, der Lesende ist gefordert, die Rolle des Flugkapitäns zu übernehmen. Auf diese Weise werden Fragen nach zentralen Verhaltensaspekten aufgeworfen wie Vertrauen in sich und andere, Dankbarkeit, Präsenz, Achtsamkeit und die Liebe zum Leben, aber auch mehr Gelassenheit mit den eigenen Unzulänglichkeiten.
Wie steht es nun also nach sieben Tagen Selbst-Coaching mit der Beantwortung der genannten existenziellen Fragen? Es ist zu befürchten, dass die versprochene Geschwindigkeit im Selbstoptimierungsprozess nicht zu halten ist: Allein die Vorbereitungen (die der Autor leider nicht erwähnt) kosten einen Tag, denn die Anleitungen für die Meditationen müssen reproduzierbar aufgenommen werden - will man die Innenschau nicht durch ständige Blicke ins Buch unterbrechen. Weiter ist zu überlegen, ob die ausschließliche Selbstreflexion genügt, um den Selbst-Coaching-Prozess zu einem befriedigenden Ende zu führen: Gespräche mit vertrauenswürdigen Feedbackgebern erscheinen unabdingbar, wenn der Prozess nicht in zermürbender Grübelei versinken soll.
Fazit: Selbst-Coaching als introspektive Selbstberatung kann ein Anfang zur Beantwortung zentraler Fragen sein - dazu verhilft dieses Buch sicherlich. Aber es ist eben erst der Anfang!