Viele Anliegen, aus denen für Berater und Coaches Aufträge entstehen, orientieren sich an äußeren Strukturen und damit am äußeren Selbstmanagement. Timothy Gallway hat in seinem gleichlautenden Buch (2012) deutlich gemacht, dass es neben dem sichtbaren, „äußeren“ Spiel noch ein „inneres Spiel“ gibt. Auf dieser Ebene und auf dem Zusammenspiel beider Ebenen baut das Buch "Selbstmanagement – mit Coachingtools. Ressourcen erkennen, nutzen und pflegen" von Thomas Hanstein auf. Der Autor knüpft am „inneren Team“ von Friedemann Schulz von Thun an und überträgt diesen Ansatz kreativ auf das systemisch-lösungsorientierte Coaching.
Auf den ersten 50 Seiten erfolgt eine fundierte, gut lesbare Hinführung ins systemische Coaching. Denn das Buch richtet sich gleichermaßen an Coaches, Klienten und Coaching-Interessierte. Der Autor leistet einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung und Qualitätssicherung der Coaching-Szene und übt mit seiner deutlichen Sprache Kritik an „Coaching als Etikett für alles und jeden.“ (S. 13) Damit unterscheidet sich das Werk von reinen Arbeits- und Seminarbüchern. Es erhebt den Anspruch, vor der Anwendung mit wichtigen Hintergründen, neurowissenschaftlichen Grundlagen, dem Ablauf eines Coaching-Prozesses und mit Abgrenzungen zu anderen Formen von Begleitung und Beratung die nötige Transparenz zu schaffen. Organisationstheoretische Ansätze werden dabei ebenso berücksichtigt wie ethische Standards und der Trend vom analogen zum virtuellen Coaching.
Der Übergang vom einführenden Theorie- zum Praxisteil erfolgt im fünften Kapitel: „Coaching praktisch – auf dem Weg zum Selbsterleben“. So gut zu lesen der vorausgehende Theorieteil auch war, an dieser Scharnierstelle des Buches wird mit den Unterkapiteln „Selbstkonzept und Kongruenz“, „Archetypen und innere Landschaft“, „Vom Verhalten zur Handlung“, „Embodiment“, „Ressourcen und innere Bilder“ und schließlich „Selbstregulation“ für den anschließenden großen Hauptteil des Buches nicht nur geworben, sondern stark motiviert. Als Leser wird man zum sechsten Kapitel „Coachingtools – Werkzeuge für ganzheitliches Selbstmanagement“ gleichsam mitgezogen. Hier nun wird in 24 anschaulichen Tools das kreativ und anschaulich entfaltet, was zuvor angekündigt war: der ganzheitliche und ressourcenorientierte Ansatz von Hanstein wird spür- und sichtbar. Reale Coaching-Prozesse mit anschaulichen, eigenen Flipchart-Visualisierungen des Autors zu bekannten und von ihm weiterentwickelten Tools zielen darauf ab, das eigene Selbstmanagement weiter auszubauen. Ressourcenorientiertes Coaching versteht der Autor als Ansatz zur individuellen Weiterentwicklung ganzheitlicher Entwicklungsprozesse.
Die Fallbeispiele des praktischen Hauptteils entstammen dem Business- und dem Personal-Coaching. Beim genaueren Lesen ist aber nicht zu übersehen, dass es dem Autor (der auch Seelsorger ist) offensichtlich zu allererst um die Innenwelt des Klienten geht: „Je intensiver Sie in Kontakt zu Ihrem inneren Team getreten sind und Ihre individuellen Grundhaltungen kennengelernt haben, umso authentischer und entschiedener können Sie im beruflichen sowie im privaten Bereich Ziele formulieren und Lösungen entwickeln.“ (www.coaching-hanstein.de) Und so entwickelt Hanstein auch vertretbare Linien für ein weiterführendes Selbst-Coaching. Hieran könnten andere Ansätze gut anknüpfen. Auch der Anhang bietet Klienten das dafür notwendige Material, das immer multimedial ansprechend ist.
Die dargestellten Tools werden an ihre Herkunft und Theorie angebunden. Zusätzlich erfolgt immer ein konsequenter Rückverweis ins Theoriekapitel. Dadurch wird dem Leser die Orientierung erleichtert. Die gewählten Praxisbeispiele wirken inspirierend, agil und durch und durch vom Ressourcenansatz durchdrungen. Last not least besticht das Buch durch eine tolle Leserführung, saubere Struktur und gewinnende Sprache.
Fazit: Ein innovatives Buch, das erkennbar zur Schärfung professioneller Coaching-Formate beiträgt.
Monika Götz
www.business-and-health.com