Cover: Systemisches Fragen. Professionelle Fragetechnik für Führungskräfte, Berater und Coaches.
Andreas Patrzek

Systemisches Fragen. Professionelle Fragetechnik für Führungskräfte, Berater und Coaches.

Rezension von David Ebermann

3 Min.

Die „Essentials“-Reihe des Springer Verlages, in der das vorliegende Buch erschienen ist, zielt, wie ihr Name bereits erahnen lässt, auf die Vermittlung von konzentriertem Wissen ab. Praktikern soll ein schneller und kompakter Einstieg in die Technik des systemischen Fragens ermöglicht werden. Folglich sollten Fach- und Führungskräfte, an die sich Psychologe, Betriebswirt und Trainer Andreas Patrzek mit seinem Werk vorwiegend wendet, keine umfassende Detailtiefe erwarten, wie der Autor selbst vorwegnimmt.

Patrzek betont, sein Ziel sei es nicht, Fach- und Führungskräfte zu Therapeuten oder Coaches zu machen. Viel mehr solle ihnen ein im Führungsalltag – sowohl als Analyse- als auch Interventionsinstrument – einsetzbares „Handwerkszeug“ angeboten werden (S. 4). Weshalb dies aus seiner Sicht notwendig ist, bringt er mit einem Schlagwort auf den Punkt: „Führung 2.0“. Führungskräfte sollten sich von der Vorstellung lösen, alles selbst wissen und entscheiden zu wollen. Stattdessen, so der Autor, sollten sie lernen, „im richtigen Moment die richtigen Fragen zu stellen und zuzuhören“ (S. 2) – auch um gezielt Reflexionsprozesse auszulösen, die die Mitarbeiter zu eigenen Lösungen führen.

Patrzek stellt die wichtigsten Fragearten in einem gut strukturierten Überblick vor. Auf Basis der Unterscheidung der Grundkonstellationen (geschlossene, alternative, offene Fragen) führt der Autor den Leser in systematischer Weise zu häufig als „genuin systemisch“ bezeichneten Frageformen: hypothetische, zirkuläre und skalierende Fragen. Die Techniken sind verständlich beschrieben und werden anhand gelungener Schaubilder und praktischer Beispiele veranschaulicht. Insbesondere bei komplexeren Fragekonstellationen trägt dies zu einem schnellen Verstehen bei. Führungskräfte erhalten zudem praktische Anwendungstipps – z.B. hinsichtlich des Kombinierens verschiedener Techniken – und einen Überblick ausgewählter Anwendungsfelder. Die Bedeutung sprachbegleitender Signale (para- und nonverbale Kommunikation) wird dem Umfang des Werks geschuldet hingegen nur umrissen.

Das Werk wird seinem eigenen Anspruch gerecht: Es vermittelt einen kompakten und schnellen Einblick in die systemische Fragetechnik, der eine solide Grundlage für die weitere Einarbeitung darstellt. Für Führungskräfte, die Komplexität und Beschleunigung des Arbeitsalltages mittels gezielter Fragen besser bewältigen und Reflexion anregen möchten, stellt das Buch eine gute Wissensbasis dar. Gleichwohl bleibt zu beachten: Systemisches Fragen kann, wird es falsch angewendet, wirkungslos bleiben oder gar Schaden verursachen. Dessen ist sich auch Patrzek bewusst und gibt dem Leser über die bloße Darstellung der Techniken hinaus systemische Grundhaltungen (Neutralität, Zirkularität, Hypothesenbildung), die zu verinnerlichen seien, sowie Tipps zur Vermeidung häufiger Fragefehler mit.

Fazit: Patrzek greift den hochaktuellen Ruf nach neuen Führungsstilen implizit auf und gibt Entscheidern die auf sie zugeschnittenen Grundlagen eines komplexen Führungsinstrumentes – verständlich und gut strukturiert aufbereitet – an die Hand.

David Ebermann

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