Cover: Warum kennt den jeder?
Bernhard Kuntz

Warum kennt den jeder?

Rezension von Thomas Webers

4 Min.

Der Titel könnte den ersten Eindruck entstehen lassen, hier verspricht (mal wieder) einer der Berater-Zunft den Weg zum ultimativen Glück: der strahlenden Berühmtheit. Und wie man mit den Jahren gelernt hat, sind auch Berater, Coachs und Trainer vor Narzissmus nicht gefeit. Doch bei genauerem Hinsehen und vor allem Lesen des Buchs wird eins ganz schnell klar, dieses - vermeintliche - Motiv wird hier mit aller Expertise demontiert und auch - teilweise genüsslich - vor- und ad absurdum geführt: Wen jeder kennt, hat dafür lange Jahre viel getan. Die Berühmtheit kommt nicht über Nacht und quasi auf Knopfdruck. Sie will mühsam erarbeitet werden - wie der persönliche Fortschritt mittels Coaching.

Von dieser - teilweise harten - Arbeit berichtet Autor Kuntz ausführlich. So dass man durchaus sagen könnte, Kuntz ist ein Medien-Coach. Er öffnet der Klientel die Augen dafür, welchen Missverständnissen Coachs beim Umgang mit Medien leicht anheim fallen, was sie im Umgang mit Medienvertretern bitte schön unterlassen sollte, welche Fettnäpfchen es zu umschiffen gilt. Hier ist nichts geschönt. Keine Naivität, kein Unvermögen und keine Peinlichkeit eines Berufsstands, der sich ansonsten gerne als "Menschenversteher" darstellt, wurde ausgelassen, das kann der Rezensent, selber Redakteur, bestätigen. Glatt könnte man auf die Idee kommen, dieses Buch als Pflichtlektüre für die Branche zu empfehlen: Eine Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Medien (-Vertretern).

Andererseits zeigt der Autor auf, wie man strategisch gute Pressearbeit machen kann, die maßgeschneidert, und dem Aufbau einer Medienpräsenz dienlich ist - bis hin zum Branding. Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel. Zunächst geht es darum, ein Verständnis dafür zu wecken, wie Medien arbeiten und was Pressearbeit als darauf bezogene Öffentlichkeitsarbeit leisten kann - und was nicht. Und das ist im Übrigen nicht pauschal zu beantworten, sondern davon abhängig, wie das eigene Geschäft ausschaut und welche Ziele man verfolgt. Schnell wird klar, dass man mit simplen Rezepten und instrumentalisierenden Vorstellungen und purem Aktionismus nicht weit kommt.

Im vierten Kapitel wird dann ausführlich das PR-Handwerk beschrieben. Was muss man beim journalistischen Schreiben beachten? Welche PR-Instrumente gibt es und wie sollen sie optimal eingesetzt werden? Dass Bilder und Illustrationsmaterial nicht zu unterschätzen sind, und wie man PR-Aktionen plant und durchführt, wird ausführlich dargelegt.

Im fünften Kapitel geht es um die konkrete Zusammenarbeit mit beispielsweise PR-Agenturen, um die Vertrags- und Honorargestaltung. Auch hier könnte man sich wieder, wie eingangs erwähnt, aufregen oder auch nur schmunzeln über Berater, die sich ihrerseits über Tagessätze von beispielsweise 600 Euro aufregen, die nicht innerhalb der nächsten vier Wochen zu einer hochkarätigen Veröffentlichung führen. Während dieselben Berater einen Tagessatz von 1.500 Euro und mehr vom Coaching-Klienten fordern - unabhängig davon, ob der nun sein Leben zum Vorteil verändert oder nicht. Autor Kuntz führt nicht nur diverse Argumente auf, sondern zeigt auch gangbare Wege zu einem Agreement auf.

Und im letzten Kapitel geht es dann um den finalen Wunsch des Beraters, ein Buch zu schreiben. Auch hier deckt Kuntz die weitverbreitete Naivität und weitere ungünstige Glaubenssätze der Berater auf, um ihnen mit einer simplen Rechnung, dass sie das Buch wahrscheinlich einen Mittelklassewagen an Zeit und/oder Geld kosten wird, die Augen für die Realität zu öffnen.

Insofern also ein sehr hilfreiches Buch für Berater aller Couleur, das ihnen dabei behilflich sein kann, genauer abzuschätzen, was geht oder nicht, was man braucht, wie es gehen kann und was das dann bedeutet. Der Nachteil des Buchs: Es konzentriert sich weit überwiegend auf die Printmedien. Rundfunk und Fernsehen, aber auch Online-Medien werden wenig intensiv beleuchtet. Und - aber das ist sicher auch Geschmackssache: Im hinteren Klappentext findet der Leser dann das Angebot eines PR-Starter-Kits. Ein Werbebrief des Autors inklusive Preis und Kontaktdaten.

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