Was soll man von einem Buch mit diesem Titel erwarten? Der Titel verspricht Misserfolg und bildet einen scharfen Kontrast zu einer täglich ansteigenden Bücherflut von Ratgebern, Erfolgsrezepten und Bastel-Anleitungen für die eigene Karriere. Kann das gut gehen?
Ja, es kann. Man möchte sogar sagen, dass wir auf ein Werk dieser Art gewartet haben. Warum? Weil wir nach all den Anleitungen zum Erfolg, durch entsprechende Literatur wieder lernen müssen, erfolglos zu sein? Sicher nicht. Das Buch setzt vielmehr einen aktiven Gegenpol, weil es aufklärt und eine deutliche Sprache spricht, weil es lustig, aber auch enthüllend ist, und weil es ein kleiner, aber feiner Sonnenstrahl zwischen all den großen, dicken Wolken der Phrasendrescherei, der selbsternannten Erfolgsgurus und deren Rezepten, Gesetzen und Verkaufsmaschinerien ist.
Es wird also ein wenig aufgeräumt in diesem Buch: Mit scheinbar aufgemöbelten Biografien, mit überhöhten Versprechungen und angeblich wirksamen psychologischen Konzepten, die sich nach näherer Betrachtung als fauler Zauber herausstellen und dem Anschein nach nur einem Zweck dienen - die Taschen der entsprechenden Protagonisten zu füllen.
Im ersten Kapitel gibt uns Uwe Peter Kanning, Privatdozent für Organisationspsychologie an der Universität Münster, einen guten Ein- und Überblick über die vermeintlichen Erfolgsbiographien der Stars der Erfolgs- und Motivationsszene. Er richtet dabei den Spotlight u. a. auf die inzwischen gefallenen Stars (z. B. Jürgen Höller), die eher in Vergessenheit geratenen Showmen (z. B. Emile Ratelband) oder auch auf diejenigen, die inzwischen auf ein anderes Pferd bzw. Hund setzen (Bodo Schäfer: "Ein Hund namens Money", Lentz-Verlag). Entlarvend seziert Uwe Peter Kanning die Geschichten um erlittene Rückschläge, die angeblichen Motivationserleuchtungen und die darauf aufbauenden Erfolgs-Storys. Die Ähnlichkeiten und scheinbar typischen Erfolgsguru-Lebensläufe lassen einen schmunzeln und demaskieren eines der Stilmittel der "Jungs aus der Erfolgskaste": Bau Dir Deine eigene Erfolgsgeschichte!
Danach führt uns der Autor in die Strategien (Kapitel 2), die Stilmittel (Kapitel 3) und die Überzeugungstechniken (Kapitel 4) der Gurus ein, zeigt Gefahren für die Anhänger der Erfolgsversprecher auf (Kapitel 5) und erklärt, warum die dargestellten Vorprescher der Szene dennoch so erfolgreich sind (Kapitel 6). Abgerundet wird dies durch ein abschließendes Kapitel mit der Frage "Wie wird man denn nun erfolgreich?", welches besonders lesenswert ist, da es die "Zwölf goldenen Regeln für angehende Scharlatane" aus der Feder des Autors höchstpersönlich enthält.
Das gesamte Buch bietet eine scharfe, aufklärerische Analyse der Szene und ihrer Hauptdarsteller. Dabei schafft es der Autor, Erkenntnisse zu vermitteln, Einsicht zu gewähren, aber auch Kopfschütteln beim Leser zu provozieren. Aus diesem Blickwinkel mag man dieses Buch auch als eine Art Abrechnung mit den Machenschaften der Gurus sehen, es kommt jedoch weitaus eleganter daher. Weder polternd, noch verallgemeinernd oder polemisch. Vielmehr gelingt es dem Autor den Leser durch seine lockere und lustige Schreibart durch das Buch zu geleiten. Den einen oder anderen bissigen Kommentar möge man ihm verzeihen, da - je nach eigener Humorlage - gerade diese ganz besonders erheitern.
Insgesamt wird deutlich, dass sich der Autor intensiv mit den Erfolgs-Gurus, ihren Werken und ihrem Wirken auseinandergesetzt hat. Allein hierfür verdient er unser Lob, aber auch unser Mitgefühl. Wer das Buch liest, wird erkennen, wie sehr der Autor mitunter unter den Banalitäten, Widersprüchen und der Trivial-Psychologie hat leiden müssen. Diese intensive Auseinandersetzung ist - meines Wissens nach - nicht nur einmalig, sondern auch notwenig, um die Inhalte der Werke und der Lehren einmal klar und deutlich zu hinterfragen und aktiv ein Gegengewicht zu der ausufernden Anzahl der Erfolgs-Wunderwaffen zu setzen.
Möchte man etwas Kritisches zu dem Buch aufführen, so bleibt nur der Hinweis, dass sich manche Aussagen bzw. Kritiken mehrmals an verschiedenen Stellen des Buches wieder finden lassen und man so mitunter den Eindruck der Dopplung bekommen mag. Schwerwiegend fällt dies jedoch nicht ins Gewicht und stellt keinen wirklichen Stolperstein für den Lese-Spaß dar.
Es bleibt zu hoffen, dass das hier besprochene Buch seinen Weg zu einer möglichst breiten Leserschaft findet. Dass es das Potenzial dazu hat, steht außer Frage.
Torsten Brandenburg
Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung, Münster
torsten.brandenburg@bwz.bfinv.de