Prinzipiell ist es eine Selbstverständlichkeit, dass in einem Begleitungsprozess die Ausgangsituation geklärt wird. In einem Coaching kommt dem aber besondere Bedeutung zu, da der Klient es nicht selten als schwer empfindet, seine aktuelle Situation und seine Zielsetzung präzise zu beschreiben. Oft ist es eher ein diffuses Unwohlsein oder ein Problemsymptom und nicht die -ursache, das ein Coaching initiiert. (Führungsprobleme, nachlassende Motivation, mangelnder Überblick usw.) In derartigen Fällen liegt die Vermutung nahe, dass die aktuellen Wahrnehmungs- und Bewertungsmuster des Klienten nicht geeignet sind, seine Situation adäquat zu verstehen und funktionale Ziele für das Coaching zu setzen. Somit sollte gemeinsam eine angemessene (Neu-)Orientierung erarbeitet werden.
Coach und Klient schaffen eine Bestandsaufnahme, die zunächst die wichtigsten Informationen sammelt, dann in Beziehung zueinander setzt und ggf. die dahinterliegenden Prozesse klärt. Grundlegende Fragen an den Klienten sind in dieser Phase:
Neben wertvollen Hintergrundinformationen erhält der Coach so Aussagen über die Ziele und (unbewussten) Erwartungen des Klienten. Dieser wiederum profitiert von den Fragen des Coachs, da sie ihm helfen, sein Anliegen eigenständig und umfassend zu formulieren. Der Austausch mit dem Coach kann bereits zu ersten konkreten Zielbeschreibungen führen.
Es ist zwar für den Coaching-Prozess wesentlich, dass der Coach die Anliegen des Klienten umfassend erfasst und versteht. Noch bedeutsamer ist es, dass der Klient dazu in der Lage ist. Die Lösung muss „im Kopf“ des Klienten stattfinden. Daher ist die Mitarbeit des Klienten so wichtig. Coaching kann nicht funktionieren, wenn der Klient den Vollzug einer (möglichst schnellen und reibungslosen) Dienstleistung ohne nennenswerte Mitwirkung erwartet.
Bei der Klärung der Ausgangssituation ist dem Klienten zu vermitteln, dass seine Stärken und Schwächen stets von den aktuellen Rahmenbedingungen seines momentanen Umfeldes abhängig sind. Auch wenn das Verhalten des Klienten als defizitär beschrieben werden kann, trifft dies eben nur die jetzige Situation und muss nicht grundsätzlich gelten. Dies sollte auch dem Klienten gegenüber in wertschätzender Form vermittelt werden, da sich die Beziehung zwischen Coach und Klient erst noch aufbaut und ansonsten Missverständnisse entstehen können.
Entsprechend gewissenhaft sollte bei der Zielsetzung des Coachings gearbeitet werden, um das Verfolgen von Scheinzielen und Symptomen zu verhindern. Die Zielsetzung kann daher einen Großteil des gesamten Coachings einnehmen, da ein präzise formuliertes Ziel oft schon Lösungsansätze beinhalten kann und der Klient rein fachlich in der Lage ist, seine Anliegen selbst umzusetzen – wenn ihm klar geworden ist, wie dies zu leisten ist.
Grundsätzlich ist bei der Zielsetzung zwischen Zielen zu unterscheiden, die direkt im Einflussbereich des Klienten liegen und die weiter entfernten Ziele, auf die meist nur indirekt eingewirkt werden kann, da sie von weiteren äußeren Faktoren abhängig sind. Obwohl sich das Coaching auf das Machbare konzentriert und somit die Ziele im Vordergrund stehen, die direkt im Einflussbereich des Klienten liegen, sind auch weiter entfernte Ziele wichtig, da sie den Klienten besonders motivieren und beruflich als auch privat zu seiner Orientierung dienen können.
Um das Coaching zu strukturieren und mögliche Zielkonflikte rechtzeitig zu identifizieren, empfiehlt es sich, den Zielen klare Prioritäten zuzuordnen. Teilweise wird einem Klienten erst in der Arbeit mit dem Coach bewusst, dass viele Ziele nicht direkt miteinander vereinbar sind, z.B. wenn der Klient kompromisslos seine Karriere verfolgt und gleichzeitig bei allen Mitarbeitern beliebt sein möchte. Die unabhängige Reflexion derartiger Widersprüche mit Hilfe des Coachs kann bereits zahlreiche Lösungen hervorbringen.
Das unabhängige Feedback des Coachs ist deshalb bedeutsam, weil hinter den Zielen des Klienten immer bestimmte Werte stehen und eine „Vermengung“ der Werte von Coach und Klient zunächst nicht hilfreich wäre. Im Coaching ist es sehr wichtig, die Werte des Klienten zu erkennen und ihm bewusst zu machen. Erst dieses Vorgehen erlaubt es, die Ziele des Klienten in eine ordnende Hierarchie einzuteilen.
Weiterhin ist vom Coach darauf zu achten, dass – schon um die Mitarbeit des Klienten sicherzustellen und nicht zum Erfüllungsgehilfen zu werden – nur die gemeinsam erarbeiteten Ziele verfolgt werden. Wenn die Zielsetzung z.B. von dem Arbeitgeber des Klienten vorgegeben wird, kann dies bestenfalls funktionieren, wenn die Ziele des Klienten damit klar übereinstimmen. Dies ist jedoch nicht immer gegeben und so hat der Coach stets zu hinterfragen, wessen Ziele da eigentlich verfolgt werden sollen.
Prinzipiell sind die Ziele und möglichen Lösungswege im Sitzungsprotokoll der Coaching-Termine schriftlich zu dokumentieren, um den Verlauf des Coachings später nachzuvollziehen und evaluieren zu können.