Coaching-Weiterbildungen sollten es ihren Teilnehmern ermöglichen, als Coach tätig werden zu können. Die damit verbundene eigenständige Durchführung vollständiger und erfolgreicher Coaching-Prozesse fordert vom Coach zahlreiche Kompetenzen. Dies betrifft nicht nur fachliches Wissen und Können, sondern auch persönliche Kompetenzen sowie Erfahrung im Umgang mit der Ausgestaltung der Rolle eines Coachs.
Der allgemein gebräuchliche Begriff „Coaching-Ausbildung“ ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht korrekt, „Coaching“ ist bisher keine Profession. Daher gibt es auch keine (Berufs-)Ausbildung dazu. Korrekt ist somit der Begriff „Coaching-Weiterbildung“. Da die entsprechenden Angebote im Markt jedoch überwiegend nicht als Weiterbildungen wahrgenommen werden (z.B. im Sinne einer Weiterbildung zum Vertiefen einer Gesprächstechnik), wird im umgangssprachlichen Sprachgebrauch primär der Begriff „Coaching-Ausbildung“ verwendet.
Die fachliche Kompetenz eines Coachs wird charakterisiert durch eine Kombiniation psychologischer und betrieb(swirtschaft)licher Kenntnisse. Die Anforderungen an einen Coach können dabei beliebig umfangreich definiert werden – zuweilen entsteht in gängigen Darstellungen der Eindruck, beim Coach handele es sich nahezu um einen „Übermenschen“. Dies zu fordern oder gar im Rahmen einer Weiterbildung umzusetzen ist jedoch weder möglich, noch wünschenswert, da zwischen dem Coach und seinem Klienten eine Arbeit auf „gleicher Augenhöhe“, d.h. eine gleichwertige Beziehungsebene vorhanden sein sollte.
Neben den fachlichen Kompetenzen, die für sich genommen für eine Arbeit als Coach nicht hinreichend sind, verlangen Coaching-Prozesse dem Berater zahlreiche persönliche Kompetenzen ab. Auch hier gilt, wie bei den fachlichen Kompetenzen, dass keine einzelne Person alle erwähnten Kompetenzbereiche erfüllen kann bzw. muss. D.h. der Coach muss nicht eine Ideal-Qualifikation erfüllen, vielmehr soll diese lediglich der Orientierung dienen.
Ein guter Coach zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sein Wissen nicht nur theoretisch erworben, sondern praktisch „erlebt“ wurde. Idealerweise geht damit auch die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel einher, d.h. der Coach ist mit typischen Anliegen im Coaching nicht nur als Berater vertraut, sondern hat diese auch aus anderen Positionen heraus kennengelernt und entsprechende Feldkompetenzen aufgebaut. Als Konsequenz für Coaching-Weiterbildungen lässt sich daraus folgern, dass diese nicht nur rein theoretisches Wissen vermitteln dürfen, sondern praktische Übungen notwendig sind, in denen zumindest erste Erfahrungen aufgebaut werden.
Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Supervision des Coachs. Ohne eine regelmäßige oder zumindest fallbezogene Supervision besteht die Gefahr „blinder Flecken“ oder psychoanalytischer Übertragungs- und Projektionsphänomene. Eine Coaching-Weiterbildung zeichnet sich somit auch dadurch aus, dass sie ihren Teilnehmer vermittelt, das eigene Handeln in (und auch nach) der Weiterbildung reflexiv zu hinterfragen.
Erst die Kombination von Fachkompetenz, persönlicher Kompetenz, Erfahrung und Supervision ermöglicht, dass einerseits Wissen und Erfahrung vorhanden sind, diese aber nicht in „Besserwisserei“ münden.
Die Rolle des Coachs verlangt diesem die Ausgestaltung von Coaching-Prozessen ab, die idealerweise umfassende Qualitätskriterien berücksichtigen. Dementsprechend sollte eine Coaching-Weiterbildung Qualitätsstandards und Evaluationsmöglichkeiten vermitteln.
In der Rolle des Coachs ist man Berater für Führungskräfte und Personen mit Managementaufgaben (was auch Selbstständige einschließt). Die Beratungsarbeit hat ihren Schwerpunkt in der Klärung von Anliegen, die aus der Berufsrolle des Klienten heraus entstehen. Daher sollte eine Coaching-Weiterbildung auch primär auf die Beratung beruflicher Anliegen ausgerichtet sein.
Die Tätigkeit des Coachs ist dabei überwiegend eine Prozessberatung, entsprechend sollte diese Beratungsform einen Schwerpunkt in Coaching-Weiterbildungen darstellen. Bei Prozessberatungen gibt es keine direkten oder vorgefertigten Lösungsvorschläge. Ein Prozessberater forciert die systematische Bearbeitung von Problemen, wobei der Klient die Lösungen entwickelt, nicht der Coach. Coaching zielt daher nicht auf die Bearbeitung von Problemsymptomen, sondern auf das Erkennen und Lösen der zum Problem führenden Prozesse. Wenngleich der Coach als (Fach-)Experte seine Erfahrung im Sinne einer Fachberatung einbringen kann, sollte er keine Lösungen „von Außen“ aufdrängen, sondern dabei unterstützen, Anliegen eigenständig zu bewältigen. Bei komplexen Prozessen und Anliegen hilft der Coach, diese zu erfassen, einzuschätzen und verarbeiten zu können. Diese Grundausrichtung des Coachings ist die Basis des Anspruchs der „Hilfe zur Selbsthilfe“.