Strategie-Coaching ist nicht zu verwechseln mit der klassischen Strategieberatung, die primär die betriebswirtschaftliche Wissensbasis und die Steuerungssysteme innerhalb eines Strategieprozesses verstärkt. Auch die klassische Strategieberatung beschränkt sich nicht mehr auf die Bereitstellung ökonomischer Analysemethodik und Lösungsmodelle. Dennoch sind die betriebswirtschaftlichen Fakten und Modelle der Zugang eines Strategieberaters klassischer Prägung. Er bleibt der ökonomischen Perspektive verpflichtet. In der Unternehmenspraxis gibt es daher die Tendenz, neben betriebswirtschaftlichen Fachberatern auch Kommunikationsexperten in die Begleitung bedeutsamer Veränderungsprojekte einzubinden.
Strategie-Coaching setzt nicht erst kurz vor oder in der Umsetzungsphase ein, sondern bereits in der davor liegenden Strategiefindungsphase: Der Ansatzpunkt des Strategie-Coachings ist die Orientierungs- und Steuerungsleistung der Entscheiderebene als zentraler Antrieb des Veränderungsprozesses.
Strategie-Coaching folgt damit dem Managementgrundsatz, dass es eine nicht delegierbare Kernaufgabe der Unternehmensführung ist, richtungweisende Rahmenvorgaben zu entwickeln und deren Umsetzung aktiv zu unterstützen. Häufig mangelt es bei dieser Orientierungs- und Unterstützungsleistung an Klarheit und Konsequenz im Prozess. Was z.B. bei der Initialisierung von Strategieprojekten zunächst eindeutig erscheint (z.B.: „Die Kosten müssen um 20% herunter“), ist bei näherer Betrachtung nicht mehr so eindeutig – insbesondere, wenn sich mehrere Entscheider auf eine Richtung einigen müssen und wenn es um die Fragen des „Wie“ und „Zu wessen Lasten“ geht.
Gerade hier kommt es schnell zu irrationalen, oft machtgesteuerten Auseinandersetzungen, die selbst hoch qualifizierte Spitzenteams überfordern. Der Grund dafür liegt manchmal weniger in unüberbrückbaren Vorstellungen, als in einer fehlgeschlagenen Kommunikations- und Kooperationsleistung von Einzelnen. Vor diesem Hintergrund zielt die Intervention im Strategie-Coaching in erster Linie auf die Verständigung zwischen den Mitgliedern der Unternehmensleitung. Die Unterstützung des Coachs richtet sich dabei sowohl auf die Entwicklung sachlich und personenbezogen tragfähiger Orientierungspunkte (strategisches Basiskonzept), als auch auf die intellektuelle und emotionale Vorbereitung auf Führungsthemen, die im Veränderungsprozess eine Rolle spielen könnten.
Strategie-Coaching ersetzt keine betriebswirtschaftlichen Analysen und es geht auch nicht darum, einzelne Implementierungslösungen vorwegzunehmen. Im Fokus steht vielmehr die bewusste Annäherung und Identifikation des Primärteams mit dem eigenen Vorhaben: Mit dem gegenseitigen Ausloten der Chancen und Risiken unter Ausschluss der Unternehmensöffentlichkeit wird die Verständigungsbasis gestärkt, damit von Anfang an klar, sicher und einig in die Organisation hinein gewirkt werden kann.
Das Vorgehen im Strategie-Coaching folgt zunächst der üblichen Prozessstruktur eines Coaching-Ablaufes, ist jedoch eng verknüpft mit dem parallelen Strategieprojekt des Auftraggebers. Dadurch entsteht eine facettenreiche Vernetzung von Beratungsinhalten, Arbeitsebenen, Akteuren und Methoden.