Häufig kann festgestellt werden, dass der Begriff „Konzept“ sehr unterschiedlich aufgefasst und ausgefüllt wird. Dies betrifft nicht nur den Umfang, sondern insbesondere die inhaltliche Tiefe und das nachvollziehbare Zusammenwirken aller Elemente des Konzeptes.
Wenngleich sich für einen individuellen Beratungsansatz wie das Coaching kein allgemeingültiges Konzept vorgeben lässt, gibt es dennoch sehr wohl grundsätzliche Richtlinien und Fragestellungen, welche ein gutes Coaching-Konzept berücksichtigen bzw. beantworten sollte.
Für einen (potenziellen) Klienten stellt sich die Frage, ob und ggf. wie das Vorhandensein und die Ausprägung eines Coaching-Konzeptes bei der Auswahl eines Coachs eine Orientierung gebende Hilfestellung leisten kann.
Gleichzeitig richtet sich die Frage nach der Güte eines Coaching-Konzeptes auch an jeden Coach und insbesondere an diejenigen, die die Absicht verfolgen, Coach zu werden.
Im Folgenden soll nun dargestellt werden, welche Anforderungen an das Konzept eines professionellen Coachs gerichtet werden dürfen und auf welche Fragen ein Klient legitimerweise Antworten erwarten darf.
Das Konzept eines Coachs sollte (mindestens) über fünf Bereiche Auskunft geben:
Da mittlerweile nahezu jegliche auch nur annähernd beraterische Dienstleistung ebenfalls unter dem Begriff „Coaching" zu finden ist, kommt der Definition des Coachings die wohl elementarste Bedeutung im Coaching-Konzept zu. Mit der Erklärung des Coaching-Begriffes definiert der Coach seine Arbeit und grenzt sie von anderen Tätigkeiten und Dienstleistungen ab. Es sollte u.a. deutlich werden, dass Coaching eben nicht für jedes Anliegen eine geeignete Maßnahme sein kann und sich der Coaching-Anbieter ggf. auf bestimmte Zielgruppen und Ausgangssituationen spezialisiert hat.
Kernfragen, die der Coach bzw. sein Konzept beantworten können sollte:
Häufig werden Coaches gefragt, welche Methoden sie im Coaching einsetzen. Dabei wird zuweilen vernachlässigt, dass methodische Kompetenz mehr als das Beherrschen bestimmter Methoden erfordert. Entscheidend ist, ob der Coach in der Lage ist, die zur jeweiligen Situation passenden Methoden ableiten zu können (was zusätzlich diagnostischer Fähigkeiten und Kenntnisse bedarf) und diese Methoden mit einer angemessenen Haltung (s.u.) einsetzt. Letztendlich kann jede Methode missbraucht werden, so dass die methodische Kompetenz alleine wenig über den Erfolg des Coachings aussagt.
Kernfragen, die der Coach bzw. sein Konzept beantworten können sollte:
Zu den Rahmenbedingungen, die ein Coach für seine Arbeit benötigt, gehören neben materiellen Aspekten ebenso ideelle Grundvoraussetzungen, beispielsweise Freiwilligkeit, Vertrauen, gegenseitige Akzeptanz, Lernkultur, Veränderungsbereitschaft, Diskretion in der Beratungsarbeit uvm. Bei genauer Betrachtung stellt sich insbesondere für die Beratungsform Coaching heraus, dass ein Einsatz nur unter bestimmten Rahmenbedingungen überhaupt sinnvoll sein kann. Ein guter Coach sollte daher in der Lage sein, diese Bedingungen zu benennen und auch zu begründen, warum ihr Fehlen ein Coaching nicht bzw. schwer möglich macht.
Kernfragen, die der Coach bzw. sein Konzept beantworten können sollte:
Professionelle Coaches sind i.d.R. spezialisiert. Dies kann z.B. in methodischer Hinsicht der Fall sein, aber auch in Bezug auf die Coaching-Varianten, Zielgruppen, Branchen, Anliegen (meist eine Kombination dieser und weiterer Faktoren). Ferner bietet gerade eine individuelle Beratungsdienstleistung wie das Coaching einen Raum dafür, Besonderheiten anzubieten, die einen Coach nicht nur von anderen Beratern, sondern auch von anderen Coaches zu unterscheiden helfen. Gleichzeitig sei einschränkend darauf hingewiesen, dass andererseits genau dieser Freiraum genutzt wird, um Leistungen anzubieten, die einer seriösen Coaching-Praxis entgegenstehen. Dieses Ausnutzen von Gestaltungsfreiräumen sollte aber nicht dazu führen, Coaching „normieren“ zu wollen. Vielmehr ist der Freiraum wertzuschätzen; und als bessere Alternative zur Eingrenzung oder Normierung scheint ein jeweils kritisches Hinterfragen angemessener.
Kernfragen, die der Coach bzw. sein Konzept beantworten können sollte:
Wie bereits oben dargelegt, reicht auch eine ausgezeichnete Methodenkompetenz des Coachs nicht für erfolgreiche Coaching-Prozesse aus. Entscheidender ist das Zusammenspiel von Haltung und Können. Die Haltung des Coachs ist wiederum abhängig von seinem Menschenbild, z.B. ob diese eher lösungs- oder problemoriertiert ist. Auch beeinflusst das Menschenbild des Coachs natürlich den Aspekt, mit welchen Klienten der Coach zusammenarbeiten kann und will.
Kernfragen, die der Coach bzw. sein Konzept beantworten können sollte:
Für die dargestellten Kernfragen zum Coaching-Konzept kann es nicht „die“ Antworten geben. Wichtig ist primär das Vorhandensein eines individuellen Konzeptes mit individuellen (aber in sich schlüssigen) Antworten, welche den spezifischen Fähigkeiten und Absichten des Coachs und den Anliegen seiner Zielgruppen Rechnung tragen.
Das Coaching-Konzept klärt das Selbstverständnis eines Coachs und ist zentrale Grundlage seiner Tätigkeit. Insbesondere bei der Auswahl des „richtigen“ Coachs oder dem Aufbau eines Coaching-Pools durchaus hilfreich, neben anderen erfassbaren Faktoren auch zusätzlich die „konzeptionelle Stärke“ eines Coachs im Blickpunkt zu behalten. Berufsanfänger sollten ihre Arbeit dahingehend reflektieren, ob sie auf die oben genannten Fragen zum Konzept hinreichend präzise Antworten geben können.