Der Coach

Der falsche Coach

Scharlatane im Coaching

Auf der Basis von Leserberichten an den Coaching-Report konnten einige Verhaltensweisen von Personen zusammengetragen werden, deren beraterische Qualität – vorsichtig formuliert – als merkwürdig eingestuft werden kann.

5 Min.

Ein Mann im weißen Hemd, schwarzer Weste und Fliege hält seine Arme vor sich, aus denen Rauch entsteigt.

So erkennen Sie den falschen Coach

Nicht jede der folgend aufgelisteten Merkmale kennzeichnet zwangsläufig einen eher zweifelhaften Coach. Es ist die Kombination verschiedener Charakteristika, die vorsichtig machen sollte.

1. Vertrag
Nach dem Vorgespräch werden Sie sofort aufgefordert – eventuell mit sanftem Druck – einen Beratungsvertrag zu unterschreiben. Mit dem Hinweis, man sei sich doch im Prinzip einig, wird keine weitere Bedenkzeit eingeräumt.

Unterschreiben Sie nie beim Erstkontakt einen Vertrag, erst recht nicht, wenn er z.B. rückdatiert ist. Seriöse Berater räumen Ihnen entsprechende Bedenkzeit ein, die auch mehrere Wochen umfassen kann.

2. Vertragsunterzeichnung
Sie werden für ein Vorgespräch zu einer gemeinsamen „Teestunde“ oder einem „Kaffeetrinken“ eingeladen. Die in lockerer Stimmung für eine „graphologische Untersuchung“ geforderte Schriftprobe Ihrer Unterschrift befindet sich „zufällig“ unter einem (hoch dotierten) Beratervertrag. Leider haben Sie dafür keine Zeugen.

Sind Sie sich mit dem Coach nicht sicher, verzichten Sie auf einen weiteren Kontakt; alternativ können Sie auch eine Bekannten oder Freund als Zeugen mitnehmen.

3. Vorgespräch
Ihr zukünftiger Coach lässt sich „gnädig“ herab, Ihnen eine Audienz zu gewähren. Man betont, dies sei eine absolute Ausnahme und Sie könnten froh und dankbar sein.

Professionellen Coaches ist an einem Gleichgewicht gelegen. Misstrauen Sie Anbietern, die sich primär mit dem eigenen Ego beschäftigen.

4. Allgemeine Weisheiten und Floskeln
Statt einer konkreten Hilfestellung erhalten Sie von Ihrem Coach abgehobene, pseudophilosphische Weisheiten, in denen Sie keinen Bezug zu Ihren Anliegen finden. Genau dies wird Ihnen dann vom „Coach“ als Schwäche oder Verblendung ausgelegt. Daher müssen Sie seiner Meinung nach unbedingt gecoacht werden.

Lassen Sie sich nichts vormachen. Wenn der Coach nicht in der Lage ist, Zusammenhänge zu erläutern, so spricht dies nicht für eine professionelle Kommunikation seinerseits.

5. Alleskönner
Ihr Coach meint, für jedes Problem der richtige Ansprechpartner zu sein. Überhaupt weiß er/sie alles besser, hat alles bereits erlebt, ist unglaublich kompetent und wird nicht müde, genau dies immer wieder zu betonen.

Gehen Sie Möchtergern-Alleskönnern aus dem Weg. Echte Experten sind meistens spezialisiert.

6. Missionieren
Er oder sie wähnt sich im Besitz einer allgemeingültigen Wahrheit und meint damit jeden Klienten und den Rest der Welt überzeugen zu müssen.

Ein Coach ist kein „Missionar“. Wenn ihr Coach anfängt zu „missionieren“, statt zu coachen, verwechselt er die Rollen.

7. Professionelle Zusammenarbeit
Er oder sie duzt Sie unaufgefordert und versucht sich auf eine „kumpelhafte“ Weise mit Ihnen zu „verbrüdern

Professionelle Coaches halten ein Gleichgewicht zwischen Nähe (damit sich Vertrauen aufbauen kann) und Abstand (damit der Coach eben nicht zum Freundersatz wird). Personen, die unaufgefordert duzen, sind nicht nur schlecht erzogen, sondern vernachlässigen dieses Nähe-Distanz-Phänomen.

8. Wirksamkeit
Das Coaching bringt Ihnen selbst nach der fünften Sitzung keinen verwertbaren Erkenntnisgewinn. Ihr Coach meint, das müsse so sein und würde sich schon bald ändern. Eine echte Auseinandersetzung mit Ihren Bedenken findet aber nicht statt.

Ist das Coaching ohne Wirkung und auch keine Trendwende in Sicht, so sollte es abgebrochen werden.

9. Weiterführende Seminare und Workshops
Sie werden immer wieder aufgefordert, weitere Seminare und Workshops zu besuchen. Ihr „Coach“ meint, dass Ihnen sonst niemals die wahre Kompetenz zuteil werden kann. Natürlich sind diese Seminare nicht gerade preiswert, aber man versichert Ihnen in aufdringlicher Manier, dass es die Sache schon wert sei. (Diese Seminare finden eventuell noch an einem sehr attraktiven Ort statt und dauern mehrere Wochen am Stück.)

Führen Sie erst ihr Coaching zu Ende. Wenn dieses erfolgreich war, können Sie immer noch entscheiden.

10. Missionarisches Verhalten
Ihr Coach führt sich auf wie ein Meister, der von seinen Jüngern gefälligst angehimmelt zu werden hat. Nur seiner Kompetenz und Gutherzigkeit haben Sie es zu verdanken, dass Sie beraten und vor einem üblen Schicksal bewahrt werden.

Coaches sind keine Gurus und Klienten keine Jünger. Ein derartiges Verhalten ist nicht akzeptabel.

11. Alleskönner
Egal welches Anliegen Sie haben – Ihr Coach ist fest davon überzeugt, dafür geeignet zu sein. Selbst wenn Sie weit von Ihrem Coach entfernt sind, wird Ihnen kein Kollege in Ihrer Nähe empfohlen, sondern auf sich selbst verwiesen. Er/Sie kann einfach jedes Problem lösen – und wenn nicht, sind Sie natürlich schuld.

Professionelle Coaches sind spezialisiert. Lassen Sie sich vorab berichten, worauf.

Wertschätzung und Erfahrung

Meiden Sie „Coaches“, die ein wenig oder gar kein wertschätzendes Verhalten gegenüber ihren Klienten an den Tag legen. Der Coach ist zwar kein Ja-Sager und seine Rolle verlangt es, unbequem sein zu dürfen, aber er hat immer eine positive Einstellung zu seinem Klienten. Scharlatanen hingegen ist dies egal, sie legen primär Wert auf finanzielle Zuwendungen und die Betonung ihrer „Großartigkeit“. Solche Personen disqualifizieren sich selbst, dennoch gibt es sie immer noch - und zuweilen sogar in Positionen, bei denen man dies nicht erwarten würde. 

Prüfen Sie daher vor einem Coaching ohne Ansehen der Person, ob der Anbieter für Ihr Anliegen und für Sie als Person passend ist. Lassen Sie sich ggf. beispielhaft Beratungsprozesse schildern, um sich so einen Eindruck bilden zu können. Seriöse Anbieter verfügen über umfassendes Erfahrungswissen.

Literatur

Unseriöse Coaching-Anbieter: Artikelauswahl im Coaching-Magazin

  • Meier, N. (2015). Unseriöse Coaching-Anbieter erkennen. Coaching-Magazin, 4, S. 47–49.

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