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Auswahl der Coaching-Ausbildung

Wie findet man die passende Ausbildung zum Coach?

Zur Auswahl einer individuell passenden Coaching-Ausbildung stellen Dr. Christopher Rauen & Andreas Steinhübel ein vierphasiges Modell vor, anhand dessen eine Orientierung und eine Vorbereitung auf die Ausbildung möglich ist.

6 Min.

Man sieht ein aus Papier gefaltetes Himmel-und-Hölle-Spiel. Auf zwei Seiten des Papiers stehen Fragezeichen.

Der Erfolg einer Coaching-Ausbildung ist nicht nur vom Anbieter abhängig. Vielmehr bedarf es einer Passung zwischen dem Interessenten, seiner Zielsetzung und seiner bereits vorhandenen Kompetenzen einerseits und dem Angebot eines Ausbildungsanbieters andererseits. Zum Finden des besten Angebots kann daher keine pauschale Aussage getroffen werden.

Durchaus möglich und sinnvoll ist es hingegen, mit Hilfe von Leitfragen gezielt das passende Angebot für sich zu definieren und im Markt zu identifizieren. Dazu haben wir ein vierphasiges Modell entwickelt, anhand dessen eine Orientierung und Vorbereitung auf die Ausbildung möglich ist.

Phase 1: Reflexion der eigenen Zielsetzung

Vor der Auswahl einer Ausbildung gilt es herauszufinden, welches konkrete Ziel damit verfolgt wird. Daher sollte sich ein Interessent folgende Fragen stellen:

  • Was genau soll nach der Coaching-Ausbildung anders sein als vorher? Wie realistisch ist dies? Von welchen anderen Faktoren neben der Coaching-Ausbildung ist dies abhängig?
  • Aus welchen Gründen sollen Zeit, Geld und Engagement in eine Ausbildung investiert werden? Welcher Nutzen wird davon erwartet?
  • Welche Kompetenzen, Erfahrungen und Fähigkeiten sind bereits vorhanden, auf denen eine Coaching-Ausbildung aufbauen kann?
  • Wie viel Zeit und Geld kann in eine Ausbildung investiert werden?
  • Welche Alternativen zu einer Coaching-Ausbildung wären ebenfalls denkbar (z.B. Selbststudium mit Büchern, Online-Studiengänge und -Videos)?
  • „Oberflächenziele“ wie »Ich will dazulernen« sollten konkretisiert werden: Was konkret bedeutet »dazulernen«? Wozu ist das hilfreich?

Phase 2: Vergleich unterschiedlicher Anbieter

Nach der Klärung der eigenen Zielsetzung können anschließend unterschiedliche Ausbildungsanbieter verglichen werden. Als Sortierkriterien können dienen:

  • Der Stundenumfang der Ausbildung und Zeitrahmen (in Monaten)
  • Die Präsenz der Ausbildung auf dem Markt (wie lange existiert die Ausbildung, wie viele Ausbildungen beginnen pro Jahr?)
  • Die methodische Vielfalt (statt Begrenzung auf eine „Schule“)
  • Die Kosten bzw. das Preis-/Leistungsverhältnis
  • Die Anzahl der Teilnehmer (gesamt und pro Dozent)
  • Die Qualifikation und Erfahrung der Dozenten
  • Die Zielgruppen, an die sich die Ausbildung richtet
  • Die Möglichkeiten zum unverbindlichen Vorgespräch/Kennenlernen

Unter Berücksichtigung der eigenen Zielsetzungen und dieser Sortierkriterien sollten mindestens drei Anbieter ausgewählt und in eine Rangfolge gebracht werden. Eine Übersicht von Coaching-Ausbildungen findet sich in der Coachdb. Zumindest mit den ersten beiden Anbietern gilt es in der Phase 3 weitere Gespräche zu führen.

Phase 3: Führen von Vorgesprächen

Mit den ausgewählten Anbietern sollten folgende Fragen geklärt werden:

  • Was zeichnet den Anbieter aus? Wie nachvollziehbar begründet er, ein gutes Angebot zu haben?
  • Mit welchen Methoden und Ansätzen wird gearbeitet? Wie wird dies begründet?
  • Wer kann bei ihm die Ausbildung absolvieren? Auf welche Zielgruppen fokussiert sich das Angebot?
  • Werden Teilnehmer abgelehnt? Aus welchen Gründen?
  • Wie groß sind die Ausbildungsgruppen erfahrungsgemäß? Wie gut ist die Betreuungsintensität (Anzahl Teilnehmer pro Dozent)?
  • Wie definiert der Anbieter Coaching? Deckt sich diese Definition mit der Zielsetzung des Interes-senten?
  • Wieso ist der Anbieter Coach bzw. Coaching-Ausbilder geworden?
  • Wie war sein eigener Weg zur Professionalisierung?
  • Welches Menschenbild prägt den Anbieter in seiner Arbeit?
  • Was wird in der Ausbildung als besonders wichtig angesehen?
  • Mit welchen Maßnahmen sichert der Anbieter die Qualität der Ausbildung?
  • Welche Anforderungen an ein Abschlusszertifikat hat er? Wie anerkannt/bedeutsam ist dieses Zerti-fikat?
  • Wie sehen die vertraglichen Bedingungen aus? Wie kundenorientiert sind diese Bedingungen?
  • Welche Referenzen können benannt werden?
  • Wird die Möglichkeit zur Supervision angeboten bzw. steht der Anbieter für individuelle Treffen zur Verfügung?

Durch die Klärung dieser Fragen sollte letztlich die Entscheidung für einen Anbieter möglich geworden sein. Mit der Auswahl ist aber noch nicht alles getan, um möglichst umfassend von einer Ausbildung zu profitieren. Da der Erfolg einer Ausbildung nicht nur von dem Anbieter, sondern auch von den Teilneh-mern selbst abhängig ist, sollte versucht werden, den angestrebten Ausbildungserfolg systematisch zu unterstützen.

Phase 4: Proaktive Beeinflussung des Ausbildungserfolgs

Eine effektive Coaching-Ausbildung setzt die aktive Mitarbeit des Teilnehmers voraus, wenn er seine Lernziele tatsächlich erreichen möchte. Dazu kann die Berücksichtigung der folgenden Hinweise nützlich sein:

  • In der Ausbildungsgruppe sollte früh damit begonnen werden, ein kollegiales Netzwerk zum vertiefenden Austausch aufzubauen.
  • Bei Unzufriedenheit sollte die Ausbildungsleitung rechtzeitig angesprochen werden, damit ggf. noch Änderungen möglich sind.
  • Die Möglichkeit, Neues kennen zu lernen und den eigenen Denk- und Wahrnehmungsrahmen zu erweitern, sollte genutzt werden, um das eigene Verhalten zu flexibilisieren.
  • Während der Ausbildung sollte – nach Absprache mit dem Dozenten – bereits mit „Übungsklienten“ gearbeitet werden. Diese sollten jedoch nicht aus dem Freundeskreis gewonnen werden. Auch bei Übungsklienten gilt der Grundsatz der Neutralität.
  • Auch nach der Ausbildung sollte das Coaching zeitnah praktiziert werden, damit die Lernerfahrungen vertieft werden können.
  • Eigene Erfahrungen sollten aktiv in die Ausbildung eingebracht werden. Erst so kann ein gegenseitig befruchtender Austausch zwischen den Teilnehmern geschaffen werden.
  • Unterlagen und Aufzeichnungen sollten nach einer individuellen Systematik sortiert und sorgfältig nachgearbeitet werden.
  • Bei aller Ernsthaftigkeit darf Coaching durchaus humorvolle Elemente enthalten. Entsprechendes gilt für Coaching-Ausbildungen – Lernen kann gleichzeitig Freude bereiten und anspruchsvoll sein.
  • Abschließend sei betont, dass mit dem Ende der Coaching-Ausbildung ein Coach nicht „ausgelernt“ hat. Zum professionellen Anspruch gehört „life-long-learning“, da neue Erkenntnisse, die z.B. aus veränderten Märkten und Führungskulturen resultieren, in die Coaching-Arbeit integriert werden sollten.
  • Wichtig ist außerdem die kontinuierliche und/oder fallbezogene Supervision des Coachs. Hier werden „blinde Flecken“ gespiegelt, eigene Anteile reflektiert und Muster in der Arbeit betrachtet – auch bei hoher Selbstreflexionsfähigkeit und Erfahrung wird diese Außenreflexion des Coachs niemals überflüssig.

Das vorgestellte 4-Phasen-Modell kann auch als Word- und PDF-Dokument frei heruntergeladen werden:

Dr. Christopher Rauen und Andreas Steinhübel leiten gemeinsam die RAUEN Coaching-Ausbildung. Hier finden Sie weitere Informationen zur Ausbildung.

Stefanie Widjaja
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