Der Coaching-Markt

Trends und Digitalisierung

Online-Coaching auf dem Vormarsch

Die Entwicklung Richtung Online-Coaching setzt sich weiter fort. Welche weiteren Trends und aktuelle Themen gibt es am deutschen Coaching-Markt zu beobachten? 

2 Min.

Eine Frau im Kostüm steht vor einer digitalen Wand mit Charts und Diagrammen.

Das Präsenz- bzw. Face-to-Face-Setting ist das unter deutschen Coaches favorisierte Coaching-Format (Rauen et al., 2024). Lange galten Online-Coachings eher als Möglichkeit, die man ergänzend nutzen konnte. Oder sie wurden – z.B. unter Verweis auf eine als erschwert wahrgenommene Beziehungsgestaltung – gar abgelehnt.

Im Zuge der Pandemie hat sich dies geändert. Mittlerweile rangiert Online-Coaching via Videokonferenz auf dem zweiten Platz der praktizierten Coaching-Formate, nachdem es das Präsenz-Coaching zwischenzeitlich pandemiebedingt auf Platz 2 verdrängt hatte (ebd.). Im Rahmen der Marktstudie „WeiterbildungsSzene Deutschland 2021 – Themen und Trends in Training, Beratung, Coaching“, die auf einer 2020 durchgeführten Erhebung basiert, kommt der Studienautor und langjährige Branchenbeobachter Jürgen Graf vom Verlag managerSeminare u.a. zum Ergebnis, dass die Pandemie den „Sog in Richtung Online massiv beschleunigt“ habe, wie der Verlag mitteilt (nach Ebermann, 2021).

Offensichtlich wollen viele Coaches nicht auf die Vorzüge des unmittelbaren, nicht kanalreduzierten Kontakts im Präsenz-Coaching verzichten. Dies wird auch nicht notwendig. Dennoch bleibt festzuhalten: Der Markt hat sich verändert und Online-Coaching ist mehr als eine Übergangs- oder Notlösung. Es hat sich etabliert und ist heute deutlich bedeutender als vor der Pandemie. Seine praktischen Vorteile wie z.B. die räumliche und zeitliche Flexibilität sind weder den Coaches noch den Klienten und Auftraggebern verborgen geblieben. Es darf erwartet werden, dass in Zukunft auch Hybrid-Formate, bestehend aus Präsenz- und Online-Sessions, noch stärker zum Einsatz kommen werden. Zugleich ist anzumerken, dass Online-Coaching zusätzliche Kompetenzen erfordert, soll es professionell angeboten werden (siehe dazu z.B. Berninger-Schäfer, 2020; Geißler, 2020; Friesenhahn & Taylor, 2019).

Darüber hinaus ist zu beobachten, dass sogenannte Digital-Coaching-Provider auf den Markt drängen und ihre Dienste als online-basierte Vermittlungsplattformen sowohl Coaches als auch Klienten und Auftraggebern anbieten. Welche Rolle mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Coaching-Apps, die einen Coaching-Verlauf unter Rückgriff auf Chatbots automatisiert abbilden, zukünftig spielen werden, stellt eine weitere spannende Frage dar (siehe dazu z.B. Grams, 2019). Diese Thematik geht gelegentlich mit der These einher, automatisierte (und dadurch kostengünstige) Apps könnten perspektivisch eine „Demokratisierung“ des Coachings begünstigen. Andere Beobachter verorten die Potenziale digitaler Anwendungen eher in der Ergänzung „regulärer“ Coaching-Prozesse, z.B. zwecks Begleitung zwischen den Sitzungen oder hinsichtlich automatischer Mustererkennung.

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David Ebermann

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