Definition Coaching

Coaching vs. Psychotherapie

Unterschiede zwischen Coaching und Psychotherapie

Wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Coaching und Psychotherapie?

2 Min.

Ein Mann im Anzug blickt auf eine Landschaft, in der sich weiße Türen, die geöffnet sind, stehen.

Coaching ist keine verdeckte Psychotherapie für Manager, auch wenn viele Methoden aus psychotherapeutischen Schulen eingesetzt werden (Gesprächsführung, kognitive Verfahren, Kreativitätsübungen, Rollenspiele uvm.). Prinzipiell richtet sich Coaching an „gesunde“ Personen und widmet sich vorwiegend den Herausforderungen, die aus der Berufsrolle heraus entstehen. Dies kann natürlich mit privaten Anliegen und persönlichen Schwierigkeiten zusammenhängen, Ausgangspunkt sind aber hauptsächlich die mit der „Berufspersönlichkeit“ zusammenhängenden Anliegen, die ohne entsprechendes Fachwissen des Coachs nicht bearbeitet werden können.

Psychische Erkrankungen, Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit oder die Betrachtung der gesamten Lebensgeschichte eines Klienten obliegen ausschließlich entsprechend ausgebildeten Psychotherapeuten, Ärzten und medizinischen Einrichtungen; sie sind nicht das Aufgabenfeld eines Coachs.

Unterschiede
CoachingPsychotherapie
Zielgruppe sind i.d.R. Personen mit Management-AufgabenKeine vorbestimmte Zielgruppe bzgl. Aufgabe oder Funktion
Wurde im Profit-Bereich entwickelt und wird dort hauptsächlich angewendetNon-Profit-Bereich als Anwendungsgebiet
Im Vordergrund steht die berufliche Rolle bzw. damit zusammenhängende Anliegen des Klienten (Schwerpunkte: Leistung und Führung). Ein konkreter Bezug zur Unternehmensrealität ist vorhandenBearbeitung tiefgehender privater und persönlicher (psychischer) Schwierigkeiten unter Berücksichtigung der individuellen Lebensgeschichte. Die thematisierten Probleme können auch weiter zurückliegen
Die Selbstmanagementfähigkeiten des Klienten müssen funktionstüchtig seinDer Mangel an Selbstmanagementfähigkeiten macht i.d.R. eine Psychotherapie notwendig
Meist geringe emotionale Tiefe der thematisierten ProblemeOftmals werden tiefgehende emotionale Probleme thematisiert
Für schwerwiegende psychische Probleme ungeeignetExplizite Ausrichtung auch auf schwere psychische Probleme
Auch rein (betriebs-)wirtschaftliche Leistungsziele werden verfolgtWiederherstellung der psychischen Gesundheit des Individuums auf ein funktional angemessenes bzw. mögliches Niveau
Überdurchschnittliche Leistungsentfaltung als ZielHäufige Pathologisierung nicht durchschnittlichen Verhaltens
(Betriebs-)Wirtschaftliche Fachkompetenz und Unternehmenserfahrung des Coachs samt Managementwissen ist notwendigI.d.R. hat der Psychotherapeut keine entsprechenden Kompetenzen
Coach und Klient bestimmen zusammen Inhalt und Ablauf; der Klient behält die Verantwortung für sein Handeln Oftmals Übernahme der Verantwortung durch den Therapeuten, der auch Inhalt und Ablauf bestimmt
Zielorientierte Bearbeitung von Anliegen, Erreichen eines Soll-ZustandesOftmals ursachenorientiertes Analysieren von Problemen (nicht ausschließlich!)
Themen wie „Macht" und „Hierarchien“ werden eher akzeptiert als kritisiertTendenziell kritischer Umgang mit Themen wie „Macht“ und „Hierarchien“
Meist hohe Kosten bei den Varianten mit externem CoachKosten werden i.d.R. von den Versicherungsträgern übernommen
I.d.R. kurz- bis mittelfristige MaßnahmeOftmals lange Dauer
Kann an verschiedenen Orten stattfindenFindet meist in psychotherapeutischer Praxis statt

Quelle: Rauen, Christopher (2014). Coaching. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Göttingen: Hogrefe
 

Gemeinsamkeiten 
Verwendung psychotherapeutisch basierter Methoden und Interventionen
Analyse der Wahrnehmung der Aufgaben und der Gestaltung der Rolle
Die Rolle des Beraters als Zuhörer und Gesprächspartner
Beschäftigung mit den Erlebnissen des Klienten
Reflektierende Verfahren werden eingesetzt
Beziehungsaufnahme und -gestaltung als Ziel
Wird praktiziert durch externe Berater
Verhaltenserweiterung bzw. -flexibilisierung beim Klienten

Quelle: Rauen, Christopher (2014). Coaching. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Göttingen: Hogrefe

 

Rechtliche Implikationen

Die Ausübung psychotherapeutischer Maßnahmen obliegt entsprechend ausgebildetem Fachpersonal. In ihrem Beitrag zum Coaching-Magazin 2/2015 (Rubrik: Spotlight; Titel: „Ist Coaching Therapie? Eine Abgrenzung zu Heilpraxis und Psychotherapie anhand der gängigen Rechtslage“) geht Coach und Juristin Nina Meier der Frage, wann die Grenzen von Coaching zur Psychotherapie überschritten sind, aus rechtlicher Perspektive auf den Grund. Aus dem Beitrag gehen u.a. folgende rechtliche Implikationen hervor:

Psychotherapie darf nur von Personen ausgeübt werden, die über eine Erlaubnis nach dem Psychotherapeutengesetz (PsychThG) verfügen. Als Ausübung der Psychotherapie definiert § 1 Abs. 3 PsychThG jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren genommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist. Im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung ist eine somatische Abklärung herbeizuführen.

Ohne eine Zulassung als psychologischer Psychotherapeut oder als Heilpraktiker ist es verboten, Dienstleistungen durchzuführen, die die Diagnose und Behandlung u.a. folgender Krankheiten bzw. Krankheitsbilder beinhalten: Phobien, Depressionen, Suchtkrankheiten, Magersucht/Bulimie und Angstzustände.

Die Infografik fasst die Unterschiede zwischen Coaching und Psychotherapie zusammen.
David Ebermann

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