Definition Coaching

Coaching vs. Beratung

Unterschiede zwischen Coaching und Beratung

Welche Unterschiede bestehen zwischen Coaching und Beratung?

3 Min.

An einem Tisch sitzen sich zwei Männer gegenüber. Der linke Mann tippt an einem Laptop, der rechte macht Notizen in einem Ringheft.

Natürlich lässt sich Coaching unter dem Oberbegriff der „Beratung“ einordnen. Es gibt aber inhaltlich einige Charakteristika des Coachings, die hier gegenüber der Beratung hervorgehoben werden sollen, da sie in erheblichem Maße zum Nutzen und zum Verständnis der Aufgaben des Coachings beitragen.

Primär ist Coaching eine Prozessberatung und keine Fachberatung. Ein Coach kann und wird weder einen Steuerberater, Arbeitsmediziner, Rechtsanwalt, EDV-Berater usw. ersetzen. Dennoch wird der Coach praktisch immer auch als fachlicher Ansprechpartner bei bestimmten Anliegen gesehen und um Ratschlag oder eine persönliche Stellungnahme gebeten. Sofern dies für den gesamten Beratungsprozess sinnvoll ist, der Coach über die entsprechende fachliche Kompetenz verfügt und diese Meinungsäußerungen wohl dosiert gegeben werden, ist dagegen wenig einzuwenden.

Grundsätzlich braucht der Coach ohnehin oftmals Expertenwissen jenseits der Prozessberatung, um als Berater überhaupt vom Klienten akzeptiert zu werden. Zudem verlangen manche Aufgabenstellungen (z.B. im Projekt-Coaching) ein gewisses Maß an fachspezifischem Wissen (z.B. Kenntnisse des Projektmanagements).

Unterschiede
CoachingBeratung
Verwendung psychotherapeutischer Methoden und TechnikenFachliche Belehrungen, i.d.R. keine psychotherapeutischen Methoden und Techniken
Analyse der Wahrnehmung der Aufgaben und der Gestaltung der Rolle und FunktionAnalyse der Arbeitsaufgaben
Rolle des Prozessberaters als Zuhörer und GesprächspartnerRolle des Fachberaters als Zuhörer und Ratgeber
Beschäftigung mit den Erlebnissen des KlientenBeschäftigung mit rein fachlichen Fragen des Klienten
Reflektierendes VerfahrenFachliche Unterweisung
Ist beziehungsorientiert, hat die Beziehungsaufnahme und -gestaltung als ZielIst sachorientiert, eine Beziehungsaufnahme ist bestenfalls ein „Nebenprodukt“
Verhaltenserweiterung bzw. -flexibilisierung beim KlientenTechnischer/Fachlicher Wissenszugewinn
Kann auch die persönliche Entwicklung betreffenBetrifft i.d.R. rein fachlich-berufliche Anliegen
Zielgruppe sind i.d.R. Personen mit Management-AufgabenKeine vorbestimmte Zielgruppe
Coach und Klient bestimmen zusammen Inhalt und Ablauf; der Klient behält die Verantwortung für sein HandelnDer Berater bestimmt den Inhalt und Ablauf und nimmt ggf. dem Klienten die Verantwortung ab
Kein Beziehungsgefälle beim externen CoachDer Berater ist als Fachexperte in seinem Fachgebiet klar überlegen
Dient neben dem Aufbau überfachlicher Kompetenz (Selbstreflexionsfähigkeit) auch dem Aufbau von Fachkompetenz (z.B. Präsentationsfähigkeit)Dient bestenfalls dem Aufbau fachlicher Kompetenz
Der Coach ist als Prozessberater qualifiziert und verfügt über eine MethodenvielfaltDer Berater verfügt über spezifisches Fachwissen
Freiwilligkeit als VoraussetzungOft äußere – z.B. juristische, finanzielle, betriebswirtschaftliche – Sachzwänge
Hilfe zur Selbsthilfe als ZielEtablierung als Berater und Spezialist für den Klienten

Quelle: Rauen, C. (2014). Coaching. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Göttingen: Hogrefe
 

Gemeinsamkeiten 
Wird durch organisationsexterne und -interne Berater durchgeführt
Im Vordergrund steht die berufliche Rolle bzw. damit zusammenhängende Angelegenheiten des Klienten.
Die Selbstmanagementfähigkeiten müssen funktionstüchtig sein
Meist geringe emotionale Tiefe der thematisierten Probleme
Für schwerwiegende psychische Probleme ungeeignet
(Betriebs-)Wirtschaftliche Fachkompetenz und Unternehmenserfahrung des Beraters ist notwendig
Zielorientierte Bearbeitung von Problemen, Erreichen eines Soll-Zustandes
Themen wie „Macht" und „Hierarchien“ werden eher akzeptiert als kritisiert
Kann hohe Kosten verursachen
Auch rein (betriebs-)wirtschaftliche Leistungsziele werden verfolgt
Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Klienten als Ziel

Quelle: Rauen, C. (2014). Coaching. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Göttingen: Hogrefe


Auch kommt es vor, dass gerade im Coaching spezielle Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Kenntnisse erworben werden sollen und somit die inhaltliche Beratung klar vom Klienten gewünscht wird. Doch auch hier bleibt der Fokus primär auf der Prozessebene. Dies sei anhand eines Beispiels verdeutlicht:

Sich eigenständig anzulesen, wie Mitarbeitergespräche durchzuführen sind, sollte für keine Führungskraft ein Problem sein. Die Durchführung von fruchtbaren Mitarbeitergesprächen ist – so zeigt es die Praxis – immer wieder ein Problem. Die Schwierigkeit, die eine Führungskraft betrifft, ist hier einmal mehr nicht das „Was“, sondern das „Wie“.

Eine fachliche Anleitung, was im Mitarbeitergespräch im Einzelnen zu thematisieren ist, fällt unter den Begriff Beratung, genauer: Fachberatung. Das Erarbeiten – z.B. in Rollenspielen mit anschließendem Feedback –, wie ein Mitarbeitergespräch erfolgreich geführt und als Führungsinstrument genutzt werden kann, ist Coaching, d.h. Prozessberatung.

Ohne konkrete Übung und Feedback durch einen neutralen Coach würde der Klient hier mit einer reinen Fachberatung bestenfalls mit viel Mühe weiterkommen.

Ein weiterer Unterschied zwischen Coaching und Beratung ist, dass ein Fachberater das Problem seines Klienten löst – oder dies zumindest annimmt. Ein Coach erarbeitet hingegen zusammen mit dem Klienten eine Lösung. Damit soll gewährleistet werden, dass die gefundene Lösung individuell zu dem Klienten passt und nicht – wie häufig in der Fachberatung – eine Standardlösung darstellt.

Die Infografik zeigt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Coaching und Beratung.
David Ebermann

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