Qualität im Coaching ist nicht nur möglich, sondern unumgänglich, wenn Coaching den Status eines professionellen Personalentwicklungsinstrumentes erreichen bzw. erhalten will. Ohne vom Coach anwendbare und von Dritten überprüfbare Qualitätskriterien besteht für das Coaching die Gefahr, ein undurchsichtiges und beliebig missbrauchbares Beratungskonzept zu werden.
Trotz der Bedeutung von Qualitätssicherung und die Evaluation von Coaching-Maßnahmen haben sich erst wenige Untersuchungen ernsthaft mit Qualitätskriterien im Coaching auseinandergesetzt (z.B. Heß & Roth, 2001; Jansen et al., 2004; Künzli, 2009). Im Coaching-Markt konkretisieren sich Qualitätsstandards – z.B. die des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. (www.dbvc.de) – die zunehmend Akzeptanz finden.
Bisherige Qualitätsbemühungen im Coaching haben sich überwiegend auf das Ergebnis des Coachings bezogen. Dies ist jedoch nicht ausreichend, um die Wirkfaktoren im Coaching verstehen zu können. Daher soll auf den folgenden Seiten für eine breitere Perspektive plädiert werden.
Neben der Ergebnisqualität, d.h. der subjektiven Zufriedenheit des Klienten mit dem Coaching, ergänzen Heß und Roth (2001) die Kriterien der Struktur- und Prozessqualität im Coaching. Diese umfassende Sichtweise ermöglicht es, eine mehrdimensionale Qualitätsperspektive einzunehmen, welche in der Arbeit mit dem Klienten individuell abgestimmt wird:
Die Strukturqualität umfasst die Ausstattung (personell, materiell, räumlich) des Coachings und ist dabei unterteilt auf den Coach, den Klienten, ihre Beziehung zueinander und die Rolle des Unternehmens des Klienten.
Grundfrage: WAS brauchen wir für das Coaching?
Die Prozessqualität bezieht sich auf alle Handlungen, die notwendig erscheinen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Grundfrage: WIE machen wir es?
Die Ergebnisqualität bezieht sich auf den Grad des erreichten Erfolges einer Coaching-Maßnahme, z.B. anhand eines Vorher-Nachher-Vergleichs.
Grundfrage: WAS soll dabei herauskommen?
Die drei Qualitätsdimensionen (s.o.) sind unabhängig voneinander bedeutsam. Im Coaching ist daher eine mehrdimensionale Qualitätsperspektive für den jeweiligen Fall auszuhandeln. Dies ist sehr wohl auch ohne übertriebenen Entwicklungs-, Durchführungs- und Evaluationsaufwand zu bewältigen. Insgesamt weisen Heß & Roth (2001) den drei Qualitätsdimensionen über 50 Kriterien zu.
Zweck der Qualitätskriterien ist es, mögliche Punkte aufzuzeigen, deren konkrete Inhalte für jeden einzelnen Coaching-Prozess individuell ausgehandelt werden sollten – jedenfalls, wenn der Coach einen entsprechenden Qualitätsanspruch an seine Arbeit stellt. Sofern dies in einem offenen und für den Klienten transparenten Prozess geschieht, sind sehr individuelle Lösungen möglich, die den Coaching-Freiraum nicht beschneiden, sondern seine Qualität sichern und fördern.
Die Strukturqualität umfasst die Ausstattung (personell, materiell, räumlich) des Coachings und ist dabei unterteilt auf den Coach, den Klienten, ihre Beziehung zueinander und die Rolle des Unternehmens des Klienten. Grundfrage für diese Qualitätsdimension ist: Was wird für das Coaching benötigt?
Die Kriterien der Strukturqualität können im Coaching-Prozess berücksichtigt werden, indem vom (potenziellen) Klienten (oder seinem Unternehmen) eine Checkliste erstellt wird, um die genannten Kriterien der Strukturqualität eines Coachs abzufragen.
Aus Sicht des Coachs ist es – neben dem Erwerb und der Aufrechterhaltung seiner Coaching-Kompetenz – besonders wichtig, den Klienten, die Beziehung und das Unternehmen des Klienten zu berücksichtigten. Eine gute Strukturqualität ist dann möglich, wenn der Klient freiwillig das Coaching wünscht und veränderungsbereit ist. Als Prozessberater ist es die Aufgabe des Coachs, dies möglichst vor dem Coaching zu klären und ggf. anderslautende Aufträge (Manipulation, Funktionalisierung nach dem Motto „Bringen Sie uns Herrn X mal wieder in Ordnung.“) klar begründet abzulehnen. Wer nicht begleitet werden will oder mit Zwang unterstützt werden soll, ist nicht coachbar. Anderslautende Aufträge sind deswegen zurückzuweisen, weil weder für den Klienten noch für den Coach ein fruchtbarer (d.h. qualitativ guter) Prozess entstehen dürfte.
Die dargestellten Qualitätskriterien lassen sich nicht alle immer perfekt umsetzen. Vielmehr sind diese Kriterien als Ideale anzusehen, deren Sinn darin besteht, einen falschen Kompromiss von einem tragfähigen Kompromiss zu unterscheiden. Und dies ist in jedem Einzelfall neu abzuschätzen. Beziehungskriterien wie Vertrauen, Akzeptanz und Offenheit können sich z.B. erst während des Prozesses aufbauen. Ist dies jedoch letztlich nicht möglich, hat der professionelle und an Qualität orientierte Coach daraus die Konsequenzen zu ziehen.
Die Prozessqualität bezieht sich auf alle Handlungen, die notwendig erscheinen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Grundfrage: Wie lässt sich das Coaching umsetzen?
Die meisten der dargestellten Kriterien der Prozessqualität können problemlos im Vorgespräch mit dem Interessenten geklärt werden. Professionell organisierte Prozessqualität ist daher (auch zeitlich) problemlos in ein Coaching integrierbar.
Die dargestellten Qualitätskriterien lassen sich nicht alle immer perfekt umsetzen. Vielmehr sind diese Kriterien als Ideale anzusehen, deren Sinn darin besteht, einen falschen Kompromiss von einem tragfähigen Kompromiss zu unterscheiden. Und dies ist in jedem Einzelfall neu abzuschätzen. Beziehungskriterien wie Vertrauen, Akzeptanz und Offenheit können sich z.B. erst während des Prozesses aufbauen. Ist dies jedoch letztlich nicht möglich, hat der professionelle und an Qualität orientierte Coach daraus die Konsequenzen zu ziehen.
Die Ergebnisqualität bezieht sich auf den Grad des erreichten Erfolges einer Coaching-Maßnahme, z.B. anhand eines Vorher-Nachher-Vergleichs. Grundfrage: Welche Ergebnisse sollen erzielt werden?
Die Qualitätsdimension Ergebnisqualität bietet im Vergleich zur Struktur- und Prozessqualität relativ wenige Kriterien. Dennoch ist sie deswegen nicht unwichtiger (aber auch nicht wichtiger) als die anderen beiden Qualitätsdimensionen. Subjektiv gesehen mag sie für den Klienten sogar am wichtigsten sein, da dieser i.d.R. als Laie die Fragen der Struktur- und Prozessqualität gar nicht beurteilen kann. Diese Unwissenheit nutzend beschränken sich auch viele Coaches auf die Ergebnisqualität – und selbst dabei begnügen sie sich mit der Frage „Wie es denn war“. Heß und Roth (2001) nennen mehr Kriterien:
Von einer ausschließlichen Konzentration auf die Ergebnisqualität ist abzuraten. Immer wieder zeigt sich in Coaching-Prozessen, dass ein (ursprünglich gesetztes) Ziel erreicht sein mag, der Klient aber trotzdem „nicht richtig“ zufrieden ist. Eine mögliche Ursache kann sein, dass sich die Ziele des Klienten während des Coachings verändert haben und dieser Entwicklung vom Coach nicht genügend Rechnung getragen wurde. Besonders in solchen Fällen zeigt sich die Bedeutsamkeit der Prozessqualität – und die Tatsache, dass alle drei Qualitätsdimensionen berücksichtigt werden sollten.
Zufriedenheit und Zielerreichung müssen also nicht zwangsläufig zusammenhängen. Zudem verfolgt ein fundiertes Coaching als implizites Ziel immer die Förderung von Bewusstsein, Selbstreflexion und Verantwortung des Klienten. Auch diese Punkte muss der Coach – zumindest für sich – klären.
Da Coachings oftmals erst in Belastungssituationen in Anspruch genommen werden, ist ggf. auch der Aspekt der emotionalen Entlastung zu berücksichtigen. Entsprechendes gilt für Verhaltensflexibilisierung und Einstellungsänderung.
Als taugliches und einfach zu handhabendes Instrument der Erfolgskontrolle kann ein Vorher-Nachher-Vergleich eingesetzt werden. Durch die teilweise schleichende Veränderung im Coaching-Prozess ist dem Klienten zuweilen seine Entwicklung gar nicht bewusst. Damit ihm dennoch bewusst wird, was das Coaching ihm genutzt haben mag, ist es hilfreich, am Ende des Coachings die ursprüngliche Ausgangslage zu rekapitulieren. Hier bewährt es sich dann, wenn auf die schriftliche Dokumentation des Coaching-Prozesses zurückgegriffen werden kann (kurze Ergebnisprotokolle sind vollkommen ausreichend, der Aufwand dafür ist vergleichsweise gering).
Die dargestellten Qualitätskriterien lassen sich nicht alle immer perfekt umsetzen. Vielmehr sind diese Kriterien als Ideale anzusehen, deren Sinn darin besteht, einen falschen Kompromiss von einem tragfähigen Kompromiss zu unterscheiden. Und dies ist in jedem Einzelfall neu abzuschätzen. Beziehungskriterien wie Vertrauen, Akzeptanz und Offenheit können sich z.B. erst während des Prozesses aufbauen. Ist dies jedoch letztlich nicht möglich, hat der professionelle und an Qualität orientierte Coach daraus die Konsequenzen zu ziehen.